Film des Monats Februar »Birdman«

© 20th Century Fox

Die Jury der Evangelischen Filmarbeit empfiehlt

Riggan Thomson war mal ein Star. In der Rolle des fliegenden Superhelden »Birdman« hatte er die Welt gerettet und eine Menge Geld in die Kassen Hollywoods gespült. Jetzt sitzt der alternde Schauspieler in der schmuddeligen Garderobe eines Broadwaytheaters und versucht verzweifelt, seine Karriere wiederzubeleben. Und zwar mit richtiger Kunst – der Adaption einer berühmten Short Story, die Riggan selbst inszeniert, und in der er die Hauptrolle spielt. Drei Tage vor der Premiere scheint das Projekt aus dem Ruder zu laufen. Ein bizarrer Unfall streckt Riggans männlichen Ko-Star aufs Krankenbett, und der als Ersatz verpflichtete Schauspieler ist eine Primadonna – hochtalentiert, aber durchgeknallt. Die Finanzlage ist prekär, bei den Voraufführungen häufen sich groteske Pannen, die Großkritikerin von der »Times« hat sich bereits entschlossen, das Stück zu hassen, und weder Riggans labile Tochter noch seine gelegentlich hereinschneiende Exfrau tragen zur Beruhigung der Lage bei. Alles läuft auf eine Katastrophe zu. Und im Hintergrund lauert, wie ein Spuk, die Erinnerung an Birdman.

Kann man noch mal von vorn anfangen? Wie erfindet man sich neu? Die Fragen, die seinen Protagonisten umtreiben, hat der Regisseur Alejandro González Iñárritu für sich bereits geklärt. Der neue Film des Mexikaners, der mit bedrückenden, thematisch weitreichenden Dramen wie Amores Perros und Babel bekannt wurde, ist eine vitale Komödie, pointenreich, intelligent, mit traumhaften Elementen angereichert. Birdman begibt sich ins Zentrum der Kulturindus­trie, mitten ins Getriebe der Illusionsmaschinen Kino und Theater. Und dabei erzeugt er selbst die schönsten Illusionen: Die virtuose Inszenierung lässt den Eindruck entstehen, der Film sei in einer einzigen Einstellung, an einem Ort gedreht, ganz nah an den großartigen Schauspielern. Am Ende scheint der verbitterte, ausgemusterte Held wieder fliegen zu lernen: in einer schönen Reflexion über fließende Identitäten, die Kraft der Fantasie – und der popkulturellen Mythen.  

Start am 29. 1.

... Zur Filmkritik von Barbara Schweizerhof

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