Treffen in der Garderobe

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Was den Film am Theater interessiert. Und umgekehrt

Das Buch »Backstage« beruht auf der Habilitationsschrift der Theater- und Medienwissenschaftlerin Stefanie Diekmann. Sie untersucht die Beziehungen zwischen Theater und Kino mit wunderbarer Beobachtungsgabe. In vier Jahren hat sie 120 Filme aus 100 Jahren zum Thema Theater gesehen,  den Schwerpunkt bilden Hollywoodproduktionen der 1940er und 1950er, Filme wie Sein oder Nichtsein (1942) oder Alles über Eva (1950).

Der Titel »Backstage« ist Programm. Den Film, so Diekmann, interessiert am Theater vor allem das, was das Publikum nicht zu sehen bekommt, die Hinterbühne mit der Garderobe als Anlaufstelle. Sie ist Sehnsuchtsort für die Verehrer der Schauspielerinnen und Katastrophenort, wenn die Darsteller nicht mehr auf die Bühne wollen oder können. Die Hinterbühne ist auch im Theater zum Schauplatz geworden, so in dem Boulevard-Klassiker »Noises Off« von Michael Frayn, dem Diekmann ein eigenes Kapitel widmet. Besonders fasziniert sie das »Phantom der Oper«, vom Roman von Gaston Leroux über den stilbildenden Film von 1925 mit Lon Chaney bis hin zu den Parodien. Nirgendwo sonst ist das Theater mit seiner Architektur so sehr ein Haus des Schreckens.

Das Buch zeigt auch, dass es künstlerische Aufgaben gibt, die erst der Film lösen kann. Den Traum, ein intimes Theater der völligen Konzentration zu schaffen, Strindbergs Wunsch zu erfüllen, »das Sprechen der Augen, das Spiel der Blicke, die feinsten Regungen der Seele im Gesicht« zugänglich zu machen – das gelang erst der Großaufnahme des Films.

Stefanie Diekmann: Backstage. Konstellationen von Theater und Kino. Kulturverlag Kadmos, Berlin 2013. 254 S., ill., 24,90 €.

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