Ich will das Rezept

Die Feiertage verbrachte ich ganz ohne Kolleginnen und Kollegen. Vielleicht gerade deshalb kam immer wieder die Frage nach dem besten Film von 2025 auf den Tisch. Der Konsens in jeder Runde war: „One Battle After Another“. Erstaunt hat mich das schon ein wenig, obwohl mir natürlich klar war, dass er den Nerv des Jahres trifft.

Es war eben nicht nur die finale Verfolgungsjagd, die einhellige Begeisterung hervorrief, sondern auch das lässige Bekenntnis zum Widerstand. („The Secret Agent“ hatte niemand außer mir gesehen.) Ich denke, das hat viel mit den Charakteren und ihren Darstellern zu tun. Sie hinterlassen einen starken Eindruck: Leonardo di Caprio in seinem unverwüstlichen Bademantel und Dean Penn mit seinem ulkig faschistischen Gang; das tragische Feuer von Teyana Taylor und die gar nicht altkluge Zuversicht von Chase Infiniti; ganz zu schweigen von Benicio del Toro, dessen sturmerprobte Heiterkeit eine Wucht ist. Und je mehr ich über den Film nachdenke, desto wichtiger erscheint mir Deandra, die Regina Hall spielt: Sie ist das verlässliche Bindeglied zwischen Vergangenheit und Heute. Sie ist der Anker des Films.

Mit ihrer vorherigen Karriere war ich bis dahin kaum vertraut. Tatsächlich verwechselte ich sie zunächst mit ihrer Kollegin Regina King, was mich jedoch alsbald auf einen grandiosen Irrweg führte. Denn ich hatte ich mir schon lange vorgenommen, endlich Kings Regiedebüt „One Night in Miami“ anzuschauen. Während der Pandemie war es etwas untergegangen. Nun holte ich es, dem Missverständnis geschuldet, nach und durfte feststellen, dass der Film ein prächtiges Double Feature mit „One Battle After Another“ ergeben würde. Auch hier geht es um Formen gesellschaftlichen Widerstands, auch hier gibt es lauter Charaktere, unter denen man auf Anhieb nur schwerlich seinen Favoriten auswählen kann. Anders gesagt: Wer der vier Männer, die sich in der Nacht vom 25.Februar 1964 im Hampton House Motel in Miami treffen, ist nun der Anker des Films?

Er ist die Adaption eines Theaterstücks von Kemp Powers, das von wahren Ereignissen inspiriert wurde. Auch dies ein Debüt, denn Powers arbeitete davor als Journalist. Seine berufliche Herkunft erklärt ein Stück weit auch die Genese des Projektes erklärt. Es fußt auf einer lange Recherche, an deren Anfang nur ein paar Fotos, Dokumentaraufnahme und Zeitungsmeldungen standen und die in einen veritablen Scoop mündete. Verbürgt war bis dahin nur Folgendes: In dieser Nacht gewann Cassius Clay überraschend den Weltmeistertitel im Schwergewicht von Sonny Liston und traf sich mit Malcolm X, der sein spiritueller Ratgeber war und seine Konversion zum Islam begleitete. Powers entdeckte Aufnahmen, auf denen der Footballstar Jim Brown als Kommentator am Ring zu sehen war. Im Publikum befand sich ein weiterer Freund des Boxers, der Sänger Sam Cooke. Sie alle waren, auf sehr unterschiedliche Weise, Ikonen der Bürgerrechtsbewegung. Das war der Ausgangspunkt für Powers Spekulation über ein einzigartiges Gipfeltreffen.

Morgen mehr.

Meinung zum Thema

Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns

Mit dieser Frage versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt