MagentaTV: »Mistletoe Murders«
»Mistletoe Murders« (Staffel 1, 2024). © MMTV Productions Inc.
Herzerwärmende Weihnachtskrimiserie mit einer Ermittlerin zwischen Miss Marple und Carrie Bradshaw
Das Grauen schlummert in der Kleinstadt, wo jeder jeden kennt und alles ordentlich und freundlich erscheint, die Fassaden geputzt, die Gehwege gefegt sind. Das potenziert sich zur Weihnachtszeit, wenn alles so herrlich geschmückt und erleuchtet ist, entweder die Sonne vom blauen Himmel scheint oder Schneeflocken sanft durch die Luft tanzen. Genau dort geschehen die grausamsten Morde. Das wusste schon Agatha Christie. Und das ist auch das Setting, das sich »Mistletoe Murders« zunutze macht. Namensgebend ist der Weihnachtsshop der freundlichen, jungen Emily (Sarah Drew), die noch nicht lange im idyllischen Fletcher's Grove lebt, wo sie zu einer Miss Marple wird.
Sechs Folgen umfasst die Serie, die in den USA schon im vergangenen Jahr zu streamen war, wo bereits die zweite Staffel verfügbar ist. Alle Kriminalfälle stehen unmittelbar mit Weihnachten in Zusammenhang. Mal wird ein Mann während einer Kutschfahrt auf einer Weihnachtsbaumfarm ermordet, mal gibt es Unruhe (und Mordanschläge) im örtlichen Weihnachtschor. Und in Folge fünf und sechs liegt plötzlich der Buchhändler im Weihnachtsmannkostüm erstochen im Lagerraum des Diners, wo sich gerade der ganze Ort zum feierlichen Adventsabend versammelt hat. Emily ist unmittelbar dabei oder schnell zur Stelle, oftmals vor oder zumindest mit dem so charmanten, alleinerziehenden Detective Sam Wilner, dessen Tochter Violet bei Emily im Shop jobbt.
So ist das Figurentableau schnell gezeichnet: Es gibt eine tratschende, mittelalte Frau, eine verständnisvolle Tierärztin und eine resolute Dinerbesitzerin. Die Schauplätze sind ebenso überschaubar: Emilys »Under the Mistletoe«, Sue's Diner, die Polizeistation und der Weihnachtsbaum inmitten der Kleinstadtidylle.
Puzzleteil für Puzzleteil setzt Emily in den jeweiligen Fällen die Hintergründe zusammen, am Schluss gibt's in großer oder auch kleinerer Runde die Auflösung – soweit das bekannte Agatha-Christie-Schema. Doch die Kriminalfälle sind ohnehin eher zweitrangig. Es ist vielmehr Emilys Vergangenheit, die noch größere Rätsel aufgibt. Die taucht nicht nur in Form von Flashbacks auf, in denen Emily in Kampfmontur in eine nächtliche Explosion verwickelt ist, sondern auch in ihren körperlichen wie ermittlungstaktischen Fähigkeiten einer kampferprobten Geheimagentin. Und dann ist da noch die herzerweichende Geschichte ihrer Kindheit, in der sie früh ihre Eltern verloren hat – am Weihnachtsabend. Wenig überraschend kommen sich zudem Emily und der Detective näher.
Klug und ebenso unterhaltsam sind die Gedankenspiele Emilys, die aus dem Off erklingen – Carrie Bradshaw lässt grüßen. »Grey's Anatomy«-Star Sarah Drew gibt überzeugend diese freundliche und beschädigte Emily voller Geheimnisse. An ihrer Seite: der Kanadier Peter Mooney als zurückhaltender Cop und verständnisvoller Vater Sam und Sierra Marilyn Riley als unbeschwerte Violet. »Mistletoe Murders« ist ein sehr kurzweiliger, unterhaltsamer Spaß für dunkle Dezembernachmittage, mit viel Humor, Romantik und einer kleinen Portion Spannung.
OV-Trailer




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