Kritik zu Ab morgen bin ich mutig
Ein Liebesfilm für Kinder: Das ist selten im Kino, wird hier aber ernst genommen
Im Kino für junge Menschen ist das Thema Liebe so selten, wie es umgekehrt in Filmen für Erwachsene viel zu häufig vorkommt. Man meint, es gäbe nicht viel zu sagen, über eine junge Liebe, über die Angst, abgewiesen zu werden, und die Unsicherheit darüber, wie das überhaupt alles geht. Dabei gibt es für diese Art von Gefühlen kein Alter. Es ist nur schwierig, authentisch darüber zu erzählen, ohne Klischees zu bemühen, kitschig oder belehrend zu werden. Bernd Sahling ist es auf ganz einfache Weise gelungen, er hat seine Protagonisten ernst genommen, mit ihnen und nicht über sie gesprochen und seine Kamera auf Augenhöhe positioniert.
Der zwölfjährige Karl (Jonathan Köhn) hat sich verliebt. Ausgerechnet in die wunderschöne Lea (Cheyenne Aaliyah Roth), die gut einen Kopf größer ist als er. Trotzdem gibt er nicht auf. Und als er herausfindet, dass die Schuhe mit den Plateau-Sohlen mit gutem Grund nie beim Schuster abgeholt wurden, hat er auch schon einen Plan, sich Lea zu offenbaren.
Im Kinderfilm kann es nicht darum gehen, ob sie sich kriegen oder nicht. Hier geht es um die Art und Weise der Darstellung, um die Abgrenzung von einer Erwachsenenwelt (Karls Mutter muss für die Dauer des Films beruflich verreisen) und den schwierigen Übergang von einem Leben ins nächste, von der Kindheit in die Pubertät.
Man hat den Eindruck, die Kinder wissen, für wen sie spielen. Sie sind ganz bei sich, bleiben in ihrem Charme natürlich und klingen nie, als würden sie eine Rolle aufsagen. Man erhält Einblick in eine Kinderwelt, die man selbst möglicherweise vergessen hat und die deshalb ein wenig fremd bleibt. Den Kindern selbst allerdings wird das ganz anders gehen. Denn hier wird nicht viel gesprochen, über das, was sie empfinden, es wird nicht nach Gründen gesucht oder darüber diskutiert, was wichtig ist und was nicht. Bernd Sahling überführt Gefühle in Bilder. In einen Blick in den Spiegel, in Fotos die Karl leidenschaftlich macht und entwickelt und in Musik. Das Zusammenspiel der Ausdrucksformen macht aus der gar nicht lustigen Thematik einen schmunzelnden, immer wieder selbstironischen Film über die Leidenschaft, der niemanden bloßstellt. Es wird Zeit, dass das Kino den Kinderfilm ernst nimmt.
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