Apple TV+: »The Lost Bus«
Das Jahr 2025 markiert für Matthew McConaughey eine Rückkehr zur Schauspielerei, nachdem er in den letzten sechs Jahren lediglich als Synchronsprecher in Erscheinung getreten war. Für seine Titelrolle in dem Drama »The Rivals of Amziah King« (kein deutscher Starttermin) gab es in den USA viel Kritikerlob. Nun startet auf Apple TV+ das auf realen Ereignissen basierende Drama »The Lost Bus«. McConaughey verkörpert darin Kevin McKay, einen Schulbusfahrer, der 2018 während verheerender Waldbrände in Nordkalifornien 22 Kinder in Sicherheit brachte. Der Part ist McConaughey wie auf den Leib geschrieben, ein etwas schluffiger, aber sympathischer All-American-Typ, der in einer Gefahrensituation über sich selbst hinauswächst. Mit Paul Greengrass zeichnet ein Regisseur verantwortlich, der sich nicht zuletzt mit auf begrenztem Raum spielenden Dokudramen einen Namen gemacht hat: ein Passagierflugzeug in »United 93«, ein Frachtschiff in »Captain Phillips« – und nun ein Schulbus voller Kinder. Leider funktioniert »The Lost Bus« bei weitem nicht so gut, wie man angesichts der versammelten Talente erwarten darf.
Das beginnt mit der Dramaturgie. Der Film lässt sich geschlagene 45 Minuten Zeit, bis der titelgebende Bus überhaupt losfährt. Bis dahin wird versucht, das dräuende Unheil des sich ausbreitenden Feuers zu etablieren, wobei die Inszenierung jedoch kein Gefühl für die Geografie der gefährdeten Orte vermittelt. Auch erzählerische Abschweifungen, die in klassischer Katastrophenfilmmanier einzelnen Nebenfiguren eine gewisse »Tiefe« geben sollen, bremsen die Spannungskurve aus.
Wenn die eigentliche Rettungsgeschichte losgeht, wird zwar die Dringlichkeit der Lage spürbar, doch das dramatische Potenzial ist begrenzt, denn gemäß der realen Abläufe geht es vor allem darum, den Brandherden auszuweichen, abzuwarten und am Ende (zumindest im Film) mittendurch zu brettern. Das soll die Heldenhaftigkeit des realen Kevin McKay nicht schmälern, doch einen spannenden Film daraus zu machen, erweist sich als schwierig. Anders als bei Greengrass' anderen Dokudramen ist der »Gegner« hier kein Terrorist oder Pirat, sondern eine weitgehend digitale Feuersbrunst. Auch die Tragweite der Brände, die als die zerstörerischsten und tödlichsten in der Geschichte des Bundesstaates gelten, vermittelt der Film nicht.
Stattdessen bekommt McConaugheys Busfahrer eine stereotype Backstory mit todkranker Mutter und entfremdetem Teenagersohn verpasst, die Geschichte spielt in einem Ort namens Paradise und die finale Fahrt durchs lodernde (Fege-)Feuer inszeniert Greengrass als eine Art Katharsis. Danach kann McKay auf den rauchenden Trümmern seiner Vergangenheit einen Neubeginn wagen. Das ist alles wenig subtil, insbesondere für einen Regisseur, bei dem es immer auch um filmische Ideen und komplexe Figuren ging. Für ein amerikanisches Publikum dürfte die Geschichte aufgrund der realen Hintergründe eine Bedeutung haben. Jenseits dessen bleibt »The Lost Bus« ein denkbar konventioneller Katastrophenfilm.
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