Kritik zu Winnie Puuh

© Walt Disney

2011
Original-Titel: 
Winnie the Pooh
Filmstart in Deutschland: 
14.04.2011
L: 
64 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Mit dem ersten langen Spielfilm über die Abenteuer von Winnie Puuh und seinen Freunden aus dem Hundertmorgenwald zollt Disney dem Buch von A.A. Milne großen Respekt. Der Film ist gleichsam eine Hommage an den englischen Schriftsteller

Bewertung: 4
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In den 60er Jahren hatte es drei kurze Filme von den Disney Studios mit Puuhs Abenteuern gegeben, die in den Kinos liefen, nun ließ Disney einen 60-minütigen Spielfilm produzieren, der das wunderbar illustrierte Buch als Hintergrundkulisse benutzt, vor der sich die Handlung abspielt. Zunächst aber blickt der Zuschauer in das ganz real gestaltete Kinderzimmer von Christopher Robin, dem Besitzer der Stofftiere: man erkennt den Bären, den Tiger, Schweinchen und natürlich den Esel. Diesen Background behält man im Weiteren im Hinterkopf, zumal auch der Erzähler ständig präsent bleibt. Man taucht in die Illustrationen ein, die in der Verfilmung statisch bleiben. Vor den Aquarellbildern heben sich die handgezeichneten Filmhelden umso deutlicher ab, sie sind deshalb viel plastischer, lebendiger und deutlicher erkennbar in ihren Charakteren. Und sie sind – das darf bei einem Kinderfilm durchaus mal gesagt werden – zum Knuddeln. Nicht kitschig oder süßlich, sondern einfach zum lieb haben.

Winnie Puuh versucht ständig, sein dickes Bäuchlein mit dem viel zu kurzen roten Hemd zu verdecken, Tiger hat schon keine Zähne mehr und nuschelt, kann aber immer noch auf seinem Schwanz hüpfen, und der Esel I-Aah ist der Depressive, der immer den Kopf hängen lässt. Er hat seinen Schwanz verloren, weil der nur mit einem Reißnagel befestigt war, und das erste Kapitel des Buches respektive des Films handelt davon, wie die Freunde versuchen, ihm einen neuen Schwanz anzuheften.

Das führt zu liebenswerten Ideen, wie zum Beispiel, ihm einen Regenschirm anzuhängen, der aber I-Aah mit der ersten Windbö durch die Lüfte mit sich zieht. Auch der rote Heißluftballon hat so seine Tücken, er hebt den Esel gerade so hoch in die Luft, dass der nicht mehr an die Distel gelangt, die er fressen will. Im zweiten Kapitel findet Puuh einen Zettel von Christopher Robin: Der ist im Moment nicht da, aber »bald zurück«. Die altkluge Eule, die lange nicht so schlau ist wie sie tut, liest lautmalerisch falsch vor, dass Christopher von »Balzrück« entführt wurde. Also machen sich die Stofftiere auf den Weg, um Balzrück zu finden und Christopher zu retten. Aber nicht nur die Buchstaben auf dem Zettel geraten durcheinander, denn wenn Winnie Puuh Rücksprache mit dem Erzähler hält, kann es passieren, dass er sich zu sehr auf einen Buchstaben des Textes stützt und dieser sich dann verdreht, oder er findet einen roten Faden zwischen den Zeilen und indem er an diesem zieht, rippelt er praktisch den ganzen Text auf. Buchstaben retten die Freunde auch aus der selber gegrabenen Grube: Puuh schichtet sie zu einer Leiter auf, über die alle zurück in Freiheit klettern können.

Diese Metaebene lässt nie vergessen, dass wir uns in einer berühmten literarischen Geschichte befinden, und der Film ihr seine Referenz erweist. Am Schluss kehren wir wieder in Christopher Robins Zimmer zurück, die Stofftiere sind nun so drapiert, dass wir ihre Abenteuer aus dem Film wiedererkennen. Und wenn Christopher jetzt hereinkäme, könnte er gleich weiterspielen.

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