Kritik zu Wer hat Angst vor Sibylle Berg?

© Zorro Filmverleih

Sigrun Köhler und Wiltrud Baier folgten für ihre Dokumentation der Kolumnistin, Roman- und Theaterautorin Sibylle Berg über ein Jahr hinweg

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Als Sigrun Köhler und Wiltrud Baier die Autorin Sibylle Berg als Hauptdarstellerin einer Dokumentation verpflichten wollten, ernteten sie ein entschiedenes »Vielleicht«. Später fragte die »Spiegel Online«-Kolumnistin, Roman- und Theaterautorin bei den Filmemacherinnen an: »Ich bin gerade in L.A. und würde gern das berühmte Lautner-House besichtigen, bringt ihr Doku-Schlampen mich da rein?« Es klappte. »Wer hat Angst vor Sibylle Berg?« beginnt mit Bergs Besuch in dem vom Architekten John Lautner gestalteten Haus. Die atemberaubende Immobilie gehört James Goldstein, einem exzentrischen Millionär mit weißer Mähne, Hut und Lederjacke. Mit ihm zu kommunizieren fällt Sibylle Berg (48) nicht leicht. Viele ihrer Fragen quittiert Goldstein mit einem erstaunten »What?«

Der Auftakt ist charakteristisch für den Film. Die dokumentarische Annäherung an Berg bezaubert durch einen saloppen, improvisiert anmutenden Grundton. Er passt zu Sibylle Berg. Sie ist eine Meisterin der Ironie. Sprachwitz, unkonventionelle Ansichten, überraschende, manchmal zynische Pointen sind ihr Markenzeichen. Als »sad and silly« bezeichnet sie sich selbst: traurig und albern zugleich. Ihre Theaterstücke zeugen von dieser Ambivalenz, es sind oft Tragikomödien.

Ein Jahr lang hat sich Berg von der Kamera begleiten lassen. Blicke ins Innerste hat sie nicht erlaubt, sie ist kein offenes Buch. Die 1967 in Weimar geborene Schriftstellerin lebt im schweizerischen Tessin, wurde früh von Werken Edgar Allan Poes beeinflusst. Mit literarischen Urteilen hält sie nicht hinterm Berg. »Ich hasse Max Frisch«, sagt sie. Und: »Ich find' Thomas Mann so was von blöd.« Stationen ihrer Biografie lässt der Film Revue passieren: Flucht in die Bundesrepublik, Clownsschule, schwerer Autounfall mit Ende 20, Übersiedlung in die Schweiz. Figuren aus dem Sibylle-Berg-Kosmos wie Olli Schulz, Helene Hegemann und Katja Riemann kommen zu Wort. Das addiert sich zu 84 unterhaltsamen Minuten. Man glaubt den beiden Filmemacherinnen aufs Wort, wenn sie sagen: »Mit Sibylle Berg langweilt man sich keine Minute.«

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