Kritik zu Rango

© Paramount Pictures

2011
Original-Titel: 
Rango
Filmstart in Deutschland: 
03.03.2011
L: 
100 Min
FSK: 
6

Gore Verbinski lässt den Western aus dem Geist des Animationsfilms wiederauferstehen: Ein maulheldenhaftes Chamäleon muss zeigen, ob es auch tatsächlich Mumm hat, »true grit« sozusagen

Bewertung: 4
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Rango ist ein cooler Typ, ein Chamäleon, das alles unter Kontrolle hat. Oder ist er eher ein bisschen durchgeknallt? Immerhin spricht er mit dem Torso einer (Barbie-)Puppe, einem Plastikgoldfisch und einer Plastikpalme, als wären es lebendige Wesen. Es dauert einige Zeit, bis die Kamera zurückfährt und man erkennen kann, dass sie alle Bewohner eines Terrariums sind. Erst als dieses infolge einer scharfen Bremsung aus einem Auto herausgeschleudert wird und auf einem Highway durch die Wüste landet, wird Rango gezwungen, sich neuen Umständen zu stellen. Er muss vor einem Raubvogel flüchten und sich die philosophischen Ausführungen eines uralten, überfahrenen Gürteltieres anhören, das davon spricht, wie wichtig es sei, »zur anderen Seite« zu gelangen.

Das gelingt Rango schneller, als er es sich hätte träumen lassen. Die Wüste mit ihrer sengenden Hitze mag Halluzinationen Vorschub leisten, aber das Westernstädtchen, in dem Rango mithilfe einer jungen Frau landet, macht einen verdammt realen Eindruck. Als Fremder von den Einheimischen zunächst misstrauisch beäugt, gelingt es Rango, zum Sheriff ernannt zu werden. Aber hat die Entschlossenheit, die er demonstriert, auch eine reale Basis? Ist er nicht nur ein Hochstapler? Wird er den Einwohnern in der schwersten Stunde ihres Lebens die erwartete Hilfe bieten können? Wird er aufklären können, warum es plötzlich kein Wasser mehr gibt?

Vom Wasser in die Wüste: mit »Rango« gelingt Regisseur Gore Verbinski, der vor seiner kommerziell enorm erfolgreichen »Fluch der Karibik«-Trilogie dem Western schon mit »The Mexican« Tribut gezollt hatte und in »Mäusejagd« Cartoonelemente in den Live-Action-Film einbrachte, so etwas wie die Wiedergeburt des Westerns als Animationsfilm. Vieles in »Rango«, vom Wüstenschauplatz über die Korruptheit der Mächtigen, erinnert an den Italowestern, aber beschworen wird hier – allen sarkastischen Bemerkungen zum Trotz – der Geist des klassischen Westerns. Mag der Name des Protagonisten natürlich an Django erinnern, mag die Stadt der Zukunft, die hinter der Bergkuppe entsteht, wie in »Spiel mir das Lied vom Tod« in einer majestätischen Kamerabewegung erfasst werden und erinnert der korrupte Bürgermeister auch an John Hustons Patriarchen aus Polanskis »Chinatown« – auch dort ging es um Spekulationen mit dem Wasserreservoir einer Stadt.

»Rango« wartet mit aufwendigen Actionsequenzen auf, die den »Krieg der Sterne« zitieren, aber in seinen lyrischen Momenten ist er nicht zuletzt eine Hommage an den klassischen Western, auch wenn der viel beschworene »Spirit of the West«, dem Rango schließlich begegnet, die Gesichtszüge Clint Eastwoods trägt. Ein wenig enttäuschend, wenn man aus dem Nachspann erfährt, dass Eastwood nicht persönlich dieser Figur seine Stimme lieh, aber Timothy Olyphant macht das auch ganz gut. Überhaupt die Stimmen: Nicht nur in der Originalfassung haben sie einen nicht unbeträchtlichen Anteil am Vergnügen des Zuschauers.

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