Kritik zu Petting statt Pershing

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Die bundesdeutschen 80er-Jahre mit Häkelchic, Feminismus und Anti-Atomkraft-Demos holt Petra Lüschow in ihrer Komödie als filmische Klischee-Jongliernummer auf die Leinwand

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Glauben kann man den Erwachsenen wenig. Ursula (Anna Florkowski), das clevere »Pubertier« in Petra Lüschows Coming-of-Age-Komödie, sortiert mit Scharfsinn in ihrem Tagebuch, wie ein »Wind of Change« durch ihr hessisches Dorf weht, sie aber schnöde außen vor lässt. Der wunderbar anrührenden Heldin dieser filmischen Klischee-Jongliernummer bleibt also nichts anderes übrig, als zu drastischen Mitteln zu greifen.

1983, anderthalb Jahrzehnte nach Ursulas Geburt, machen sich das Nachbeben des mythischen 68er-Aufbruchs in Annas Gymnasium und im betonpilzartigen Eigenheim der Eltern bemerkbar. Bilder von Helmut Kohl rauschen im ersten Jahr seines Regimes in Fernsehfragmenten ins Haus, und Ursulas Fragen nach der Nazi-Vergangenheit ihres schrulligen Opas (Hermann Beyer) werden beharrlich abgewiesen.

Alles bleibt, wie es wohl immer war: Der Frühling lässt in der grauen Ackerebene auf sich warten, Ursulas Mutter Inge (Christina Große) arrangiert kubistische Schnittchen zum Abendbrot und häkelt aus Frust lauter Deko-Scheußlichkeiten. Eigentlich wollte sie Kunst studieren, ist aber nun Lehrerin. Papa Helmut (Thorsten Merten) gibt sich streng, sitzt sonntags in der Kirche ganz vorn und macht sonst Überstunden in seiner Arzt-Praxis, um Frau Teichert, die taffe Sportlehrerin mit dem Silberblick, durchs Fenster zum Seitensprung einzulassen. Ralf, Frau Teicherts Sohn, mimt den Frauenhelden in Mick-Jagger-Pose, flirtet mit Ursula, die wissen möchte, wie das mit der Liebe ist, wirft aber beim Rendezvous ihren BH den grölenden Dorfjungs draußen als Trophäe zu.

Da kommt der Bio-Lehrer Siegfried (Florian Stetter) gerade recht. Mit Strickpullover, Lockenhaar und Womanizer-Rhetorik weiß er, Ursulas Kummer wegzureden, wirbt für Anti-Atom-Demos in Mutlangen und lädt freigiebig in seine Landkommune ein. Dort lehrt seine Freundin eine Frauengruppe die Wonnen der Selbsterkundung ihrer erogenen Zonen. Siegfrieds Hippie-Charisma erfasst alle im Sturm. Ursula, in ihrer wallend verhüllten Körperlichkeit auf den ersten Blick ungelenk, lässt sich vom Chaos nicht abhalten und versucht energisch, den Mann fürs »erste Mal« für sich zu gewinnen.

Die erfahrene Drehbuchautorin Petra Lüschow hat sich mit »Petting statt Pershing« den Traum eines autobiografisch getönten Flashbacks in die Post-68er-Ära gegönnt, als Jugendliche zwischen bräsig patriarchalem Mittelmaß à la Kohl und dem Versprechen auf polyamouröse Freiheiten ihre Zukunft suchten. Liebevoll aufgespießtes Zeitkolorit, eine strahlend unkonventionelle Hauptdarstellerin und atemlos in Stellung gebrachte Gags machen schmunzeln. Ursulas Rache an Siegfried ist eher Monty Python als RAF.

Dennoch krankt das Unternehmen einer komödiantischen Historisierung der 80er an der Banalisierung: Nazi-Opas, Feministinnen, friedensbewegte Landkommunen – alles nur Außenreize, die Ehen kitten helfen und bürgerliches Wohnen im sanierten Bauernhof befördern. Es ist zum Davonlaufen. Das jedenfalls traut man Ursula am Ende zu.

Meinung zum Thema

Kommentare

über Mitglieder der Friedensbeweung, die den Spruch Petting statt Pershin zu ihrem Lebensinhalt machte.

Typisch deutscher Filmshit

Das ist ja ein Müll,oder man muss ein hoch Studierter sein mit Sonn für Pass

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