Kritik zu Im Rosengarten

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Kraftvolles Drama um zwei unterschiedliche Geschwister auf der Suche nach Zugehörigkeit und Heimat – mit einem überragenden Kostja Ullmann

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Es sind nur wenige Worte – voller Anerkennung oder voller Verachtung, je nachdem, wer sie spricht. »Dein Vater ist Syrer, also bist du Syrer«, sagt ein Araber in einer Geflüchtetenunterkunft zu Yak. Und Yak, Sohn einer deutschen Mutter und eines syrischen Vaters, der die Familie früh Richtung Heimat verließ und sich nie wieder meldete, empfindet erstmals so etwas wie Stolz auf seine Herkunft, ein Zugehörigkeitsgefühl, eine innere Heimat. Genau darum geht es in Leis Bagdachs Spielfilmdebüt »Im Rosengarten«: um Liebe und Tod, Zugehörigkeit und Ablehnung und um die Bedeutung von Musik, von Klängen, Farben, Gerüchen. Ein ruhiger, melancholischer Film, der in vielerlei Hinsicht betört.

Der erfolgreiche Rapper FTHR alias Yak (Kostja Ullmann) steckt in einer Krise. Zugedröhnt schleicht er vor einem Auftritt aus der Garderobe einer großen Arena, holt einen uralten Ford aus seiner Garage und fährt von Berlin nach Köln. Dort liegt sein Vater im Koma, der die Familie vor mehr als 30 Jahren verlassen und in Syrien eine neue Familie gegründet hat. In der Klinik trifft er auf seine 15-jährige Halbschwester Latifa (Safinaz Sattar), von der er bisher nichts wusste. Sie spricht kein Englisch und kein Deutsch, Yak kein Arabisch, wie er zumindest vorgibt. Völlig überfordert fährt er mit ihr zu seinem alten Freund Art (Tom Lass), bei dem er sich selbst Jahrzehnte nicht gemeldet hat. Es beginnt ein Roadtrip durch das winterliche und oft unwirtliche Deutschland. Yaks Reise führt ihn weiter in den Schwarzwald zu seinen Großeltern, wo er aufgewachsen ist. Seine Mutter (Petra Schmidt-Schaller) nahm sich das Leben, als er 16 war. Ihr Sturz von einem Burgturm in weißer Kleidung, engelsgleich, erscheint immer wieder in Traumsequenzen. Auch seiner alten, ebenfalls von ihm verlassenen großen Liebe Fee (Verena Altenberger) begegnet er. Vor allem aber stößt Yak auf alte Ressentiments und offenen Fremdenhass. An einem Abend flüchtet er mit Latifa aus der Dorfkneipe und findet ausgerechnet in der Geflüchtetenunterkunft Zuflucht.

Leis Bagdach, selbst Sohn eines syrischen Vaters, findet für seine Geschichte stille, melancholische Bilder, die er mit Musik unterlegt, mal Rap-Songs von Yak, mal traditionelle syrische Melodien. Er erzählt mit nur wenigen Worten von der Zerrissenheit Yaks, der seine syrischen Wurzeln immer verleugnet hat. Durchaus mutig ist, diesen Yak mit dem eher für Komödien bekannten Kostja Ullmann (Sohn einer in Indien geborenen Mutter) zu besetzen. Er gibt diesen Yak mit einer überzeugenden Tiefe, die zwischen Wut, Resignation und tiefer Melancholie changiert. Und die junge Safinaz Sattar als Latifa ist eine echte Entdeckung.

Bagdach gibt keine einfachen Antworten, sondern erzählt in poetischen Bildern von der Suche nach Heimat zweier Heimatloser, deren verbindendes Element das titelgebende Lied ist. Das erzählt von Liebe und Abschied, vom Reisen, von Jahreszeiten, von Geburt und Tod und macht somit all diese damit verbundenen Empfindungen erlebbar.

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