Kritik zu Holmes & Watson

© Sony Pictures

Will Ferrell und John C. Reilly gelingt es nicht, aus dem bereits zu oft parodierten Arthur-Conan-Doyle-Stoff noch einmal neue Humorfunken zu schlagen

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Was würde wohl jemand über Sherlock Holmes und Dr. Watson denken, der zuvor noch nie von ihnen gehört hat? Die Deerstalker-Mütze, die ­Pfeife, das Kokain, das pedantische Deduzieren und dieses schwitzige Verhältnis zwischen dem »brillanten Geist« und dem ihn bewundernden schreibenden Doktor – man würde das alles doch für Satire halten. Tatsächlich fällt es heute wohl sogar schwerer, den viktorianischen Detektiv ernstzunehmen als ihn zum Gegenstand einer Komödie zu machen. Ersteres ist Steven Moffat mit der BBC-Serie »Sherlock«, in der Benedict Cumberbatch und Martin Freeman Holmes und Watson verkörpern, in bewundernswerter Weise gelungen. Letzteres misslingt Regisseur Etan Cohen mit seinen Hauptdarstellern Will Ferrell  und John C. Reilly in »Holmes & Watson« gründlich.

Dabei ist es gar nicht so leicht, den einen Punkt zu finden, an dem der Film scheitert. Es sind so viele: ein schlampiges Drehbuch, schlecht inszenierter Slapstick, lahmer Altherren-Humor und nirgendwo, wirklich nirgendwo ein Lichtblick in Form von wenigstens einem kleinen lustigen Seiten-Gag. Will Ferrell spielt Holmes als eitlen Gecken – keine ganz neue Idee –, der vor lauter Stolz auf seine intellektuellen Fähigkeiten nichts mehr für bare Münze nehmen kann. Weshalb der Running Gag des Films darin besteht, dass Holmes ständig nachweist, dass nicht Moriarty (Ralph Fiennes), sondern ein Doppelgänger die Übeltaten vollbringt. Die Idee klingt lustiger als sie umgesetzt ist. Das gilt auch für John C. Reilly als Doktor Watson, dessen Beschränktheit sich darin zeigt, dass er nicht merkt, dass die wirklich guten Einfälle von ihm kommen. Weitere Stars werden hier in undankbaren Kleinauftritten verheizt, besonders Kelly MacDonald, die Mrs Hudson spielt, und Rebecca Hall, die einen amerikanischen »Frauen-Doktor« gibt – Kommentar von Holmes: »Heißt Doktor auf Amerikanisch das Gleiche wie auf Englisch?«. Die britischen Starkomiker Rob Brydon und Steve Coogan immerhin schauen in ihren Szenen so fassungslos aufs Geschehen wie der Zuschauer selbst.

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