Kritik zu Eclipse – Bis(s) zum Abendrot

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Die Schöne und zwei Biester. Vampir oder Werwolf? In der dritten »Twilight«-Episode plagt Jungfer Bella (Kristen Stewart) die Qual der Liebeswahl zwischen dem »coolen« Robert Pattinson und dem »heißen« Taylor Lautner

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Wer ist liebestauglicher? Der blasse, melancholische Vampir Edward (Robert Pattinson) oder der allzeit seinen prächtig durchtrainierten nackten Oberkörper präsentierende Werwolf Jacob (Taylor Lautner)? Nachdem die unschuldige Bella Swan (Kristen Stewart) in den beiden ersten »Twilight«-Episoden mit Edward sämtliche Beischlafmetaphern, insbesondere die des gemeinsamen Flugs durch die Lüfte, ausgiebig durchquert hat, will sie es nun definitiv wissen. Aber aufgepasst: Es ist der ritterliche Edward, der darauf besteht, dass sie erst nach der Heirat miteinander ins Bett steigen! Da ist Jungfer Bella, die Edward freilich herzinnigst liebt, doch versucht, dem Werben des heißblütigen Werwolfs Jacob kurzzeitig nachzugeben und bei einem pathetischen Kuss im Abendlicht zu checken, was sich da in ihr regen könnte.

Tiefenpsychologisch betrachtet bleibt es bei der Die-Schöne-und-das-Biest-Konstellation wie in den bisherigen Adaptionen von Stephenie Meyers Bestsellern (aus den vier Büchern sollen insgesamt fünf Filme entstehen): Es geht um die Initiation eines jungen Mädchens, das sich von der Vaterbindung befreien muss (in einer Szene gesteht Bella ihrem besorgten Vater, dem braven Polizisten, ausdrücklich, dass sie noch Jungfrau sei), um die erotisch-»tierhafte« Seite ihrer Person akzeptieren zu können. Diesmal also nimmt die gefährlich drohende männliche Sexualität die doppelte Biestgestalt von Vampir und Werwolf an, die Opposition von Coolness und Heißblütigkeit.

Gleich zu Beginn liegen Bella und Edward im Sonnenschein auf einer bunten Wiese. Vampirmythologisch müsste sich Edward eigentlich in der Sonne auflösen, aber er gehört einem Vampirclan an, der es sich verboten hat, Menschen blutsaugerisch an die Gurgel zu gehen. Also kann Edward ungefährdet seiner Bella lauschen, wie sie ihm einen Vers aus Robert Frosts Poem »Fire and Ice« rezitiert: »From what I've tasted of desire / I hold with those who favor fire«! Thema: das Begehren. Konflikt: Feuer oder Eis.

Vielleicht kann nur eine Frau einen solchen Stoff hinreichend einfühlsam in Szene setzen. Bei der ersten »Twilight«-Episode jedenfalls hat Catherine Hardwicke das getan: mit sinnlich-eleganten Bildern und einem genauen Gespür für die Gefühlslage der Heldin. Da sprühten bei jeder Bella-Edward-Begegnung die Funken. Hier nun fehlt die große Erosspannung. Regisseur David Slade (»Hard Candy«) arbeitet das Liebeswahldrama eher in langen, auf Moll gestimmten Gesprächspassagen ab. Und das an einem Punkt der Bella- Story, wo das erotische Verlangen der Heldin explizit werden soll!

Für Action ist gesorgt, indem eine »Armee neugeborener Vampire« in und um Seattle ihr wahrhaft monstermäßig böses Unwesen treibt. Das Herzstück der Geschichte bleibt die Küsse-Bisse-Dialektik von Bellas Liebeserwachen. Und weil Kristen Stewart auch hier wieder die Bella-Figur mit stimmiger Mischung aus Unschuld und Begehren konturiert, bietet diese Initiationsgeschichte im Vampir-Werwolf-Zwiespalt auch dem Zuschauer, der nicht dem Teeniegirl-Zielpublikum zugehört, genügend Spannung und Witz.

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