Kritik zu Die Welt der Wunderlichs

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»Wir sind psycho«, sagt Katharina Schüttler einmal. Tatsächlich können sich die Helden in Dani Levys neuer Komödie mit allen verrückten Familienclans des Kinos messen: Ihr Leben ist eine Achterbahnfahrt

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Man hat das Gefühl, dass »Die Welt der Wunderlichs« nichts so sehr fürchtet wie den Stillstand, die Ruhe. Der neue Film von Dani Levy, der uns so großartige Komödien beschert hat wie »I Was on Mars« oder die Hitler-Satire »Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler«, ist atemlos. Und turbulent bis hin zur Groteske. Wie ein Hamster im Laufrad kommt einem Mimi Wunderlich (Katharina Schüttler) vor, eine alleinerziehende Mutter, die in einem Elektronikmarkt arbeitet. Ihr hyperaktiver Sohn hat gerade seine Lehrerin im Klassenschrank eingeschlossen und tut so, als wäre der Schlüssel in der Kloschüssel gelandet. Mimi muss in der Schule antanzen, verliert ihren Job, überfährt auf dem Markt einen, nun ja, aufdringlichen Kunden und erhält einen Anruf von der Schweizer Castingshow »Second Chance«. Mit dem sie wenig anzufangen weiß.

In diesem Tempo und mit ähnlichen Verwicklungen geht es weiter. In der Welt der Wunderlichs kommt Unverhofftes oft. Mimis Vater (Peter Simonischek) soll aus der stationären Behandlung entlassen werden, wo er wegen seiner Spielsucht und seiner manisch-depressiven Schübe therapiert wird. Ihre Mutter (Hannelore Elsner), eine Exschlagersängerin, gefällt sich in der Pose der kranken Grande Dame. Mimis Exmann Johnny (Martin Feifel) ist Musiker, wenn auch mittlerweile etwas übergewichtig, wie er selbst zugibt, meist ziemlich zugedröhnt – und als Vater überhaupt keine Hilfe. Ein abgehalfterter Keith-Richards-Verschnitt, wie es später einmal heißt. Mit ihm hat Mimi einmal in einer Band gespielt.

Mimis Schwester Manuela, die einen Friseursalon betreibt, wirkt zwar auf den ersten Blick recht handfest in ihrer Lederjacke, aber entspannt kann man das Verhältnis der beiden Schwestern nicht nennen. Und ihr Versuch, Mimi wieder aufzurichten, ist auch fragwürdig.

Eine dysfunktionale Familie wie aus dem Bilderbuch. »Wir sind psycho«, bemerkt Mimi einmal dazu. Und doch macht sie sich mit ihrer ganzen Familie auf in die Schweiz – hinter ihrem Rücken hatte ihr Sohn Felix eine Demo-CD für die Castingshow eingereicht. Und so wird aus der überdrehten Familienkomödie ein Roadmovie, Autopanne inklusive, bis Mimi am Ende den Juroren Thomas Anders, Sabrina Setlur und Friedrich Liechtenstein gegenübersteht. Ein Höllenteam aus den Untiefen der TV-Unterhaltung.

Dani Levy hat mit »Alles auf Zucker!«, seinem zumindest geschäftlich besten Film, schon einmal eine Familienkomödie gedreht. »Die Welt der Wunderlichs« ist sicherlich grober gestrickt, so manche Figur bewegt sich an der Grenze zur Karikatur, und ein Chaos jagt das nächste. Man kann sich seine Familie nicht aussuchen, das ist so etwas wie die subkutane Message dieses Films, der auch von verlorenen Träumen und Lebenslügen erzählt. Am Ende wird, man glaubt es kaum, Mimi doch auf der Bühne stehen. Rock 'n' Roll will never die.

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