Kritik zu Die Legende von Aang

© Paramount Pictures

Der besessene Geschichtenerzähler M. Night Shyamalan verfilmte mit einem 280 Millionen-Dollar-Budget die Fantasy-Zeichentrickserie »Avatar – Der Herr der Elemente«

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Stell dir vor, du bist der Auserwählte und haust ab. Das geht gar nicht, wie wir aus unzähligen Fantasymärchen wissen. Das Kind Aang ist ein solch abgängiger Erlöser, der einst dazu bestimmt war, eine Welt von vier Völkern, die jeweils die Elemente Wasser, Luft, Erde und Feuer beherrschen, in der Balance zu halten. Seit seiner Flucht hat die Feuernation die anderen unterjocht. In einer Eiskugel taucht Aang jedoch nach hundert Jahren bei einem Wasserstamm am Südpol wieder auf und will alles wieder gut machen.

Shyamalans auf Fortsetzung angelegtes Epos macht deutlich, das es auf einer Trickfilmserie basiert; der Versuch, Stringenz und Transparenz in Geografie, Völker und deren Zauberkünste zu bringen, wäre auch Berufeneren nicht gelungen. Wir sind hier schließlich nicht beim »Herr der Ringe«, für den einst Tolkien eine Landkarte gemalt und eine penible Backstory geschrieben hat. Shyamalans 280 Millionen-Dollar-Epos ist dagegen wie ein russischer Salat, in dem wahllos abgestandene Reste mit Delikatessen zusammengeworfen und reichlich schön fette Mayo draufgeklatscht wird. Jede Diätberaterin kriegt die Krise, aber es schmeckt, vor allem Kindern.

Von Avatar bis Zen, von Tai Chi über Tsunami bis zu Taekwondo, von tibetisch über mittelalterlich bis zu südländisch-nahöstlich wird das Fantasy-Treiben der letzten 20 bis 30 Jahre abgegrast. Setdesigner und Computeranimateure durften sich wohl ungehindert austoben, was zum Beispiel bei Blitzeistricks richtig gut aussieht. Ein optischer Reinfall ist dagegen die Nachkonvertierung mit 3-D, die das Bild oft eintrübt. Dass Shyamalan, dessen Filme stets schwer metaphysische Schlagseite haben, das Wiedergeburtgedöns bitter ernst zu nehmen scheint und etwa Dev Patel aus »Slumdog Millionär« als Feuerprinz Zuko theatralisch an seinem Vater leiden lässt, verleiht dem Spektakel einen Campcharme, der alle Hasser von existenzialistisch aufgeblasener Fantasyware à la »Dark Knight« mit dem Genre versöhnt.

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