Kritik zu Circles

© Barnsteiner

Nach seinem Festivalerfolg »Klopka – Die Falle« widmet sich der serbische ­Regisseur Srdan Golubovic einem Verbrechen aus dem Bosnienkrieg, das auch noch zwölf Jahre danach seine Kreise zieht

Bewertung: 4
Leserbewertung
3
3 (Stimmen: 2)

Based on a true story: Filme, die nach einer wahren Begebenheit entstanden sind, können eine gewisse Reserviertheit beim Zuschauer hervorrufen. Weil sie versuchen, uns zu vereinnahmen, weil sie Kapital schlagen aus dem, was wirklich gewesen ist. Der Serbe Srdan Golubovic umgeht gekonnt diese Klippen, weil er weniger an der Tat denn an ihren Folgen inte­ressiert ist. Die wahre Geschichte von Srdan Aleksic, einem serbischen Soldaten, der im Bosnienkrieg einen muslimischen Bürger vor seinen Kameraden beschützte und von ihnen totgeprügelt wurde, ist für ihn nur der Anlass für ein Geflecht dreier Geschichten, die sich um Schuld und Sühne, Reue und Vergebung drehen.

In Trebinje in Bosnien wird 1993 der junge serbische Soldat Marko Zeuge, wie Kameraden einen moslemischen Kioskbesitzer drangsalieren. Trebinje ist serbisch geprägt, doch gab es eine Minderheit von Bosniaken. Marko schreitet ein – und erst einmal bleibt unklar, welche Auswirkungen seine mutige Tat hat.  »Wirft man einen Stein ins Wasser, dann entsteht etwas. Es bilden sich Kreise. Und sie breiten sich aus«, sagt einmal eine der Figuren in diesem Film.

Die titelgebenden Kreise lassen sich 12 Jahre später noch verfolgen. Haris, der damals malträtierte Kioskbesitzer, lebt in Halle/Neustadt mit seiner deutschen Frau und seinen zwei Kindern. Wie die Figuren in allen drei Geschichten wird auch er auf eine Probe gestellt. Zu ihm kommt Nada, Markos damalige Freundin, mit ihrem kleinen Sohn auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Exmann, der das Kind zurückhaben will. Ranko, Markos Vater, baut in den Bergen in der Nähe von Trebinje eine kleine zerstörte Kapelle wieder auf. Bogdan, ein junger Mann aus der Nachbarschaft, bittet ihn um Arbeit – und weiß nicht, dass sein Vater einer der Mörder Markos war. Und in Belgrad ist Markos Kumpel Nabobs ein angesehener Chirurg geworden. Eines Tages wird Todor eingeliefert, schwer verletzt durch die Folgen eines Autounfalls. Todor war der brutalste der drei Soldaten, die Haris schlugen.
Das klingt konstruierter, als es ist. Gekonnt schneidet Golubovic zwischen den Erzählsträngen hin und her und verrät erst nach und nach die Zusammenhänge. Das gibt dem Film Spannung. Hervorragend ist auch die Kamera (Aleksandar Ilic), die zwischen elegischen Landschaftsaufnahmen und einer beweglichen Handkamera bei den Innenaufnahmen hin und her pendelt.

Die Grundschwingung in Circles ist eine stille Verzweiflung (die Golubovic auch schon in seinem Klopka zelebriert hat) –über den sinnlosen Tod und die Allgegenwart der Gewalt, über die Schuld, die man etwa wie Nabobs durch Teilnahmslosigkeit auf sich geladen hat. Am Ende des Films hat jede der Figuren ihre Konsequenzen gezogen. Nur Todor, der brutale Soldat, bereut nichts. Aber auch seinem Auge entrinnt eine Träne. Auch wenn sie nur wegen der eigenen Rettung rollt.

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