Kritik zu Brittany Runs a Marathon

OmU © DCM

2019
Original-Titel: 
Brittany Runs a Marathon
Filmstart in Deutschland: 
24.10.2019
Heimkinostart: 
15.11.2019
V: 
L: 
104 Min
FSK: 
6

Der Titel ist Programm: Auch Paul Downs Colaizzos Komödie über die Mühen der Figur- und Persönlichkeitsverbesserung hält sich an die Devise, dass der Weg das Ziel ist

Bewertung: 3
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In Zeiten, in denen es sowohl für Millennials als auch die Generation X gleichermaßen angesagt ist, mittels Marathontraining der Midlife- und anderen Krisen davonzulaufen, war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis der Freizeittrend auch filmisch zu Ehren kommt. Und prompt für rekordverdächtige Verkaufssummen sorgt, so wie »Brittany Runs a Marathon«, den Amazon Anfang des Jahres für 14 Millionen Dollar ins Portfolio aufnahm und hierzulande ab 24. Oktober einer Kinoauswertung und ab 15. November zum Streamen bereitstellt.

In Sachen Inhalt ist der Titel des Regiedebüts von Paul Downs Colaizzo Programm, doch bis es soweit ist, liegt ordentlich Strecke vor Titelheldin Brittany (Jillian Bell). Die 28-jährige New Yorkerin – laut, lustig und lebensfroh – schlägt sich bevorzugt die Nächte feiernd mit Drinks und Drogen um die Ohren. Doch dann setzt ihr ein Arzt, der eigentlich nur die nächste Dosis Pillen verschreiben sollte, die Pistole auf die Brust: Das Übergewicht muss runter, sonst wird's bedenklich. Einzige bezahlbare Option: Joggen. Und siehe da, nach einigen Startschwierigkeiten läuft es mit der Laufgruppe (zu der auch Michaela Watkins als zunächst verhasste Nachbarin und Micah Stock als netter Schwuler gehören) so gut, dass sogar eine Marathonteilnahme im Raum steht. Doch ein Ermüdungsbruch, kombiniert mit allerlei nicht ohne weiteres wegzutrainierenden Wesenszügen und Gewohnheiten, macht Brittany einen Strich durch die Rechnung.

Die eigentlichen Lauf- und Trainingsszenen spielen in »Brittany Runs a Marathon« eine eher untergeordnete Rolle, die Persönlichkeit der Protagonistin (für die eine reale Freundin des Regisseurs Pate stand) dafür umso mehr. Was sie genauso wie den Film dabei ausmacht, ist die Tatsache, dass zwar der Plot insgesamt recht erwartbar verläuft, das Personal und seine Interaktionen (etwa Brittanys Umgang mit einem von Utkarsh Ambudkar verkörperten potenziellen Love-interest oder Lil Rey Howery als ihrem Schwager) aber durchaus für Überraschungen gut sind.

Die Schauspieler sind durch die Bank sehenswert, und vor allem das komödiantische Timing von Bell – bekannt aus »22 Jump Street«, »Girls' Night Out« oder als »SNL«-Autorin – ist fantastisch. Colaizzo ist es derweil hoch anzurechnen, dass er sich für weit mehr (sprich: Komplexität und Konsequenzen) interessiert als eine noch vor gar nicht langer Zeit durchaus hollywoodtypischen Geschichte einer Wandlung zum hübschen Schwan und besseren Menschen. Der Grat zwischen charmanter Selbstfindungsgeschichte und Fat-Shaming ist dabei durchaus schmal, und nicht immer gelingt Brittany Runs a Marathon das Wandeln darauf so problemlos wie auf jenem zwischen Humor und Ernsthaftigkeit. Doch immerhin reflektiert der Film genau diese Schwierigkeiten durchaus offensiv – und verliert dabei nie seine ungemein sympathische Grundeinstellung. Was ja schon mal mehr ist, als man von so manchem verbissenen Marathonläufer behaupten kann.

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