Kritik zu All You Need Is Klaus

© Zorro

2010
Original-Titel: 
All You Need Is Klaus
Filmstart in Deutschland: 
30.06.2011
L: 
90 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Späte Anerkennung eines großen deutschen Bassisten, der mit vielen Berühmtheiten des internationalen Musikgeschäfts zusammenspielte, jedoch immer nur Begleiter blieb

Bewertung: 3
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Jeder kennt zumindest eines seiner Bilder. Das Cover des berühmten Beatles-Albums »Revolver« stammt aus der Feder des Hamburger Grafikers Klaus Voormann. Bereits 1960 hatte er die Beatles im Kaiserkeller kennengelernt und Stuart Sutcliffes Bass gekauft, als dieser sich aus dem Musikgeschäft zurückzog, um sich fortan ausschließlich der Kunst zu widmen. Voormann behielt die Kunst und legte die Musik noch oben drauf. Er gründete eine erfolglose Band, blieb aber den Beatles freundschaftlich verbunden. Als er nach London ging, wurde er Bassist bei Manfred Mann und später Session-Musiker für viele Größen des Popgeschäfts.

Bekannt wurde er damit allerdings nicht. Selbst Kenner der Popgeschichte zucken beiseinem Namen immer noch verständnislos die Schultern. Ein wirklicher Insider also, den die Produzenten und die Kollegen gleichermaßen loben, der mit Ringo Starr spielte und gleichzeitig Zeichnungen für dessen erste Solo- LP »Sentimental Journey« anfertigte und allen in guter Erinnerung blieb, vielleicht, weil er so bescheiden mit den eigenen Fähigkeiten umging. Und das ist es, was Jörg Bundschuh in seinem Film hervorhebt. Ein sympathischer, völlig uneitler Künstler geht auf Reisen, besucht Orte der eigenen Vergangenheit zwischen Hamburg, London und L.A. und trifft auf offene Arme, wo immer er hinkommt. Und er nimmt endlich, mit über siebzig Jahren, ein eigenes Album auf: »Voorman and Friends: A Sideman´s Journey« mit fremden Liedern und fremder Hilfe, aber großem musikalischen Einfühlungsvermögen.

Immer wieder zeigt Bundschuh kleine Probesessions, verfolgt ganz persönliche Gespräche zwischen Voormann und Carly Simon beispielsweise, oder Begegnungen mit Ringo, bei denen sich Klaus, so sagt er, auch nach 50 Jahren immer etwas klein und beklemmt fühlt – trotz aller offenen Herzlichkeit. Diese Momente machen den Film aus. Das Musikgeschäft wird von seiner unmenschlichen Brutalität entkleidet und erscheint als wunderbare Zusammenkunft von Gleichgesinnten.

Leider hinterfragt Bundschuh an keiner Stelle Voormanns Position in dem 50 Jahre andauernden Prozess. Wie kommt es, dass ein begabter Musiker so wenig Anerkennung bekommt, dass ein Film über ihn am Ende auf die Beatles Bezug nehmen muss, obwohl vieles dran ist, an dem »All You Need Is Klaus«? Bundschuh dreht seine freundliche Hommage ohne kritische Perspektive, weil sie eventuell auch seinen Helden beschädigt hätte. Das ist legitim, macht aus dem Film aber eine oft etwas zu belanglose Doku, die sich dran erfreut, wie berühmt all die Leute sind, die darin auftauchen. Klaus Voormann hat seinen Ort in der Musikgeschichte. Wünschen wir ihm, dass möglichst viele diesen Film sehen, denn dann hört man den Bass in Carly Simons »You’re so vain« ganz anders. Und man weiß nun, wer der Klaus ist, den George Harrison bei seinem Concert for Bangladesh als guten Freund vorstellt.

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