Kritik zu After Earth

© Sony Pictures

Vor 1000 Jahren haben die Menschen die Erde verlassen: M. Night Shyamalan verwandelt sein bizarres Sci-Fi-Szenario in ein beklemmendes Drama, in dem sich Will und Jaden Smith an zahlreichen Vater-Sohn-Traumata abarbeiten

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Überflutete Straßenzüge, Stadtviertel, die in Flammen stehen, Chaos und Leid, Gewalt und Zerstörung. Bilder wie diese hat man in den vergangenen Jahrzehnten unzählige Male gesehen. Nun zitiert M. Night Shyamalan diese Aufnahmen einer schon alltäglich gewordenen Apokalypse noch einmal. Nur wirken sie in diesen ersten Minuten seines auf wunderliche Weise bodenständigen SciFi Abenteuers, als hätten sie Patina angesetzt. Die Wirren des frühen 21. Jahrhunderts liegen weit zurück. Sie sind nur noch entfernte Erin- nerungen ebenso wie die Erde, die schließlich für Menschen unbewohnbar wurde.

Tausend Jahre sind seither vergangen. Die Menschen haben eine neue Heimat auf dem Planeten Nova Prime gefunden und sind an deren Bedrohungen ausgesetzt. Außerirdische haben eine Rasse von Monstern, die Ursas, geschaffen, die einen Zweck und ein Ziel haben: Menschen zu töten. Die blinden Killergeschöpfe, Kreuzungen aus riesigen Insektenund antiken Fabelwesen, riechen die Angst der Menschen und jagen sie erbarmungslos. Ihre Opfer drapieren die Ursas dann geradezu kunstvoll, um noch mehr Angst zu schüren. Einmal zeigt Shyamalan einen verdorrten Baum im Gegenlicht der Abendsonne, auf dessen riesige Äste mindestens fünf oder sechs Menschen gespießt wurden. Einen amerikanischen Kritiker hat dieses Bild an die Fotos von gelynchten Afroamerikanern in den Südstaaten erinnert.

Auf den ersten Blick hat Shyamalans Vater Sohn Drama, in dem Will Smith und sein Sohn Jaden eine archetypische Familienkonstellation durchexerzieren, kaum etwas mit dem Rassismus im amerikanischen Süden oder den (Natur )Katastrophen unserer Epoche zu tun. Schließlich stranden der legendäre General Cypher Raige, der es als erster Mensch verstanden hat, seine Angst gänzlich zu überwinden, und so für die Ursas unsichtbar geworden ist, und sein Sohn Kitai nach dem Absturz ihres Raumtransporters auf der Erde. Nur Kitai kann seinen schwer verletzten Vater noch retten. Doch dafür muss er hundert Kilometer unberührter Wildnis durchqueren und sich einem Ursa stellen.

Äußerlich konzentriert sich Shyamalan ganz auf dieses dysfunktionale Vater Sohn Gespann. Der sich nach Anerkennung und Liebe verzehrende Kitai prallt immer wieder an dem emotional erstarrten Vater ab. Jeder Schritt des Sohnes ist ein Schrei nach Nähe, jeder Blick des Vaters eine Art von Abwehr. So wird der Marsch durch die Wildnis zum Initiationsritus.

Am Ende scheint Kitai dann die zumindest fragwürdige Lebensphilosophie seines Vaters, »Gefahr ist real, Angst nur eine Wahl«, verinnerlicht zu haben. Doch in Wahrheit ist M. Night Shyamalans Vision gar nicht so simpel. Zum einen ist die Erde nach den Menschen bei ihm keine postapokalyptische Einöde, sondern ein neues Paradies, in dem die einzigen Fremdkörper Kitai und Cypher sind. Zum anderen hallen die Bilder des Anfangs nach. Letztlich sind es Männer wie Cypher, die mit ihrer Angst vor Gefühlen und ihrem Hangzu (selbst)zerstörerischer Gewalt die Erde und die Menschheit in die Katastrophe getrieben haben.

 

 

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