Kritik zu 13 Semester

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Darmstädter Nächte sind lang: Max Riemelt und Alexander Fehling haben Spaß und ein paar Probleme im Spielfilmdebüt von Frieder Wittich, einer turbulentauthentischen Studentenkomödie

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Schauen Sie nach links und rechts. Rein statistisch gesehen werden Sie die beiden Kommilitonen beim Diplom nicht wiedersehen.« Sagt der Professor zu den Erstsemestern im Fach Wirtschaftsmathematik. Willkommen in Darmstadt, Technische Universität. Moritz (Max Riemelt), genannt Momo, ist mit seinem besten Freund Dirk (Robert Gwisdek) aus Brandenburg gekommen, in einer Art Flucht vor der häuslichen Enge der elterlichen Gastwirtschaft. Aber eigentlich fangen in Darmstadt die Probleme erst an. Das erste Semester geht für die Wohnungssuche drauf, bis Momo endlich bei Bernd (Alexander Fehling) landet, der das Studium ruhig angehen lässt, aber ein sehr positives Verhältnis zu Parties und Studentinnen hat. Max trifft Kerstin (Claudia Eisinger), die so etwas wie seine große Liebe wird, und nimmt es mit dem Büffeln locker. Bis ihn seine Lerngruppe fünf Wochen vor dem Vordiplom hinaussetzt.

Wie studieren und sich nicht verlieren? Die Handlung von 13 Semester, würde man sie wirklich nacherzählen, klingt wie die Erinnerung eines älteren Herrn, irgendwo zwischen der Feuerzangenbowle und einer amerikanischen Highschoolkomödie. Ach, so schön war die Studentenzeit. Aber damit tut man diesem erfrischenden Filmdebüt unrecht. Die Verklärung bleibt, weitgehend, außen vor. 13 Semester erzählt in seinem Subtext eine Selbstfindungsgeschichte: wie ein junger Mann vom Land zwischen den Stühlen hängt, weder zum Streber taugt noch zum Partylöwen und am Ende doch weiß, was zu tun ist. Das verunsicherte Staunen über die fremde, neue Umgebung ist dem großartigen Max Riemelt vom Gesicht abzulesen.

Dass 13 Semester immer wieder der Klischeefalle entkommt, liegt auch an dem komödiantischen Ernst, mit dem er seine Figuren, die von einem gut aufgelegten, hervorragenden Darstellerensemble verkörpert werden, beobachtet. Sie entwickeln sich weiter, bleiben keine Typen, Momo, der sich am Ende noch einmal aufrappelt, Dirk, von Gwisdek deadpan gespielt, der gleich in der Wirtschaft Fuß fasst, Bernd, der ohne Abschluss in Darmstadt hängenbleibt. Auch der Inder Aswin (Amit Shah), der Momo nach seinem Rauswurf aus der Studiengruppe beim Lernen hilft, wird seinen Platz im Leben finden. Und Regisseur Frieder Wittich schildert seine Figuren mit einem geerdeten Humor, der immer auch für ein bisschen Slapstick gut ist. Wittich hat ein gutes Gespür für Situationen und lässt auch die authentische Einbindung nicht zu kurz kommen.

13 Semester. Sechseinhalb Jahre Leben. Eine lange Zeit für einen Film über Heranwachsende. Wittich und sein Autor Oliver Ziegenbalg erzählen ihren Film nicht gleichmäßig, sondern mit Tempowechsel. Da wird ein Semester schon einmal einfach so übergangen und das Auslandssemester in Fotos erzählt. Eine der vielen guten Ideen dieses an Einfällen reichen Films.

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