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© Concorde

2015
Original-Titel: 
The von Trapp Family: A Life of Music
Filmstart in Deutschland: 
12.11.2015
L: 
95 Min
FSK: 
6

Nazis, Nonnen, hohe Berge und Folklore: eine neue deutsch-österreichische Produktion, inszeniert von Ben Verbong (»Das Sams«) schmiedet den kitschigsten Filmstoff aller Zeiten in ein fernsehhaftes Non-Event um

Bewertung: 2
Leserbewertung
2
2 (Stimmen: 1)

Ein transatlantisches, ach was: ein globales Phänomen ist dieser Trapp-Mythos. Über mehrere Generationen hinweg bietet er nun schon Stoff für Bücher, Leinwandhits und Bühnenshows, sogar eine Anime-Serie über die trällernde Geschwisterschar gibt es. Dass eine österreichische Familie allen Schicksalsschlägen tapfer trotzt, sich singend neu erfindet, vor den Nazis flieht und in den USA Erfolge feiert, ist ja auch großer Kintopp – eine pralle Geschichte über Liebe, Durchhaltewillen und alpenländisches Lokalkolorit.

Im Lauf der Jahre allerdings hat die Legende Kratzer bekommen. Trotz einer gestrengen Familien-PR drang so einiges an die Öffentlichkeit, was Wolfgang Liebeneiners heiter-heimelige Trapp-Familie und Robert Wises süßlich-kunterbunter »Meine Lieder, meine Träume« (»The Sound of Music«) unterschlugen. Dass etwa die jugendlichen Chormitglieder zum Teil gegen ihren Willen zum Singen gezwungen worden sein sollen. Dass die gottesfürchtige Novizin und Kinderfrau Maria Augusta ihren Georg Ludwig aus pragmatischen Erwägungen heiratete. Und dass der letzte Spross aus dieser Verbindung womöglich einen anderen Vater hatte. Wer nun gehofft hatte, die deutsch-österreichische (in Englisch gedrehte) Neuverfilmung wolle »die wahre Geschichte« erzählen, sieht sich von Ben Verbongs Film enttäuscht. Der verschiebt zwar die Perspektive, macht aber keine Anstalten, den Mythos zu demontieren.

Bei Verbong entfaltet sich die Story in langen Rückblenden. Im Zentrum steht Agathe (Eliza Bennett), auf deren Memoiren auch das Drehbuch basiert. Sie ist die älteste Tochter des ehemaligen U-Boot-Kommandanten Georg Ludwig von Trapp (Matthew Macfadyen) und kommt nach dem frühen Tod der Mutter nie ganz über den Verlust hinweg. Als störrischer Teenager torpediert sie die zweite Ehe des Vaters mit Maria (Yvonne Catterfeld) bei jeder Gelegenheit und lässt sich erst spät, als die politischen Verhältnisse Mitte der Dreißiger immer prekärer werden, auf eine Allianz mit der neuen Stiefmutter ein, um der inzwischen verarmten Familie eine Zukunft zu ermöglichen.

Das dramaturgische Manöver erweist sich als Fehlschlag. Georg Ludwig und Maria, sonst das Herz der Geschichte, treten hier so weit in den Hintergrund, dass ihre Romanze jeden Zauber verliert. Stattdessen dreht sich alles um die pubertären Probleme einer Protagonistin, die nie stark und interessant genug ist, um emotional zu binden. Auch die brave Rückblendenstruktur hilft nicht weiter; ein schlüssiges Ineinander von Gegenwart und Vergangenheit bringt das Drehbuch nicht zustande, es begnügt sich mit einer simplen Verdopplung des Vater-Tochter-Konflikts. In ästhetischer Hinsicht setzt Verbong ganz auf die Mittel des Heimatfilms, er schwelgt in Alpenpanoramen und adretter Folklore, wobei seine farbenfrohen, lichtdurchfluteten Bilder seltsam steril geraten. Über das Niveau eines TV-Movies kommt das Ganze nie hinaus.

...zum Thema: Zuckerschock – Die Trapp-Familie

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