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Der Film wird allseits gelobt, aber warum eigentlich? Ich saß nach dem Ende noch lange vor dem Abspann und schaute mir die fast endlose Reihe mit Namen der Mitwirkenden an. Wie viele Leute man doch braucht für so einen Film, dachte ich – einen, der bestimmt nicht zu den technisch aufwendigsten gehört. Wohin aber gehört er dann?
Meine Fragen bedeuten nicht, dass mir die Geschichte um Wilma und die sie darstellende Fritzi Haberlandt nicht gefallen hätte. Im Gegenteil, dennoch muss man sich die Handlung wohl selbst noch einmal erzählen, um hinter ihren Sinn zu kommen.
Das fängt mit dem Titel an "Wilma will mehr". Was will sie mehr? Oder anders: Was will man mehr? Jeder kennt die deutsche Redewendung, die in etwa besagt, erwarte nicht zu viel, nimm' das, was geht. Wilma aber scheint mehr zu wollen als nur dieses "was will man mehr". Leider ist bisher noch keine Rezension, auf die ich stieß, auf dergleichen Wortspiel gekommen, obwohl es naheliegt.
Klar aber ist auf jeden Fall: Wilma will mehr als gemeinhin üblich – und wie sie das macht, ohne es in jedem Fall hinzukriegen, ist sehenswert. Die Mischung aus Lausitzer Sprödigkeit und Wiener Charme tut ein übriges zum gelungenen Filmkunstwerk. Gratulation an die Regie von Maren-Kea Freese!
Dass auch sympathische Russen mitspielen und voll Eifer das Walzertanzen lernende Chinesen bringt obendrein die halbe Welt mit ins Spiel. Wobei es Kleinigkeiten sind, welche vielleicht erst beim zweiten Mal Anschauen verstanden werden, so wenn Vadim Lenin zitiert: "Kommunismus ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung" – dies als Antwort an Wilma, nachdem sie ihm erklärte, sich mit Elektrik auszukennen.
Das Lachen beider über den subtilen Witz ist befreiend – die Zeiten des "Kasernenhof-Sozialismus" sind vorbei, weiß später die Linksfeministin Mathilde zu berichten. Die Tage des Kapitalismus werden hoffentlich auch irgendwann gezählt sein – darf der geneigte Zuschauer sich dazudenken. Was aber dann? Höchstens dezentral können die Ideen des guten Karl Marx verwirklicht werden, sind Mathilde und ihr Freund Max überzeugt.
Wilma widerspricht zwar nicht, singt im Anschluss ausgelassen und ziemlich verdreht alte FDJ-Lieder ("Sag', wo Du stehst und welchen Weg Du gehst"), ihr neuer Wiener Kreis fällt ein in den Refrain, aber "dezentral" lebt sie ohnehin längst – ob mit oder ohne Marx.
Eine schöne Frau spielt sie nicht, aber eine herbe, harte, starke, überdies bestens zertifizierte, tolle, liebenswerte. Auch wenn „unterm Strich“ nicht viel rauskommt bei all ihren Neuanfangs-Versuchen – am Schluss wird gar der "Wünschebaum" im See versenkt – zeigt Wilma, wie man im "Schlechten" trotzdem gut leben kann – und mehr wollen.

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