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19.12.2025
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02.12.2025
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Erschreckend einseitige Wahrnehmung
Das Fazit finde ich erschreckend. Erschreckend ist, dass die filmische Handlung offenbar so wie beschrieben rüber kommen kann, sodass einseitig nur Margots Verfehlungen gesehen werden. Die auch hier vorhandenen massiven Verfehlungen von Robert werden scheinbar komplett übersehen.
"Hatten in der Kurzgeschichte sowohl Robert als auch Margot sexistische Züge, wird Robert nun zum Opfer einer selbstbezogenen jungen Frau, die ihn nicht einmal nach seinem Beruf fragte und nun glaubt, sich um jeden Preis vor ihm »schützen« zu müssen. Das Klischee hysterischer Weiblichkeit, heilbar nur durch eine beinahe tödliche Katharsis.
Oder anders gesagt: Männern, die sich von der Kurzgeschichte angegriffen fühlten, dürfte die Verfilmung gut gefallen."
Es hatte gewiss etwas von einer selbsterfüllenden Prophezeiung b e i d e r s e i t s, wie die Handlung zwischen den beiden eskalierte.
Robert meinte ebenso wie Margot, sich um jeden Preis vor etwas schützen zu müssen, nämlich vor ihrer Anklage. So sehr, dass er letztenendes laut und in ernstem Ton überlegte, ihr unter Zwang etwas einzuflößen, das sie bewusstlos machen und ihre Erinnerungen an die Geschehnisse löschen würde. Und so sehr, dass er sie mit massiver Gewalt versuchte, in seiner Wohnung zu halten.
Und er war ebenso selbstbezogen wie sie. Und paranoid in dem Sinne, dass er vermutete, sie würde andere Männer "ficken". Er beschimpfte sie per Textnachricht nach seinen paranoiden Anschuldigungen als Hure (sehr sexistisch) . Das bloß als Beleidigung abzukanzeln, finde ich problematisch. Das ist nicht dasselbe wie "Arschloch". Der Begriff "Hure" hat die starke Tendenz, einer Frau ihre sexuelle Selbstbestimmung abzuerkennen. Eine Hure, die kann man sich einfach nehmen, denken genug Leute. Wenn also jemand, der weiß wo ich wohne und arbeite, aggressiv gegen mich reagiert und mich Hure nennt, dann kriege ich es mit der Angst zu tun.
Letztenendes versuchte Margot sich vor potenzieller Gewalt in unbekanntem Ausmaß zu schützen, Robert versuchte sich vor einer potentiellen ungerechtfertigten Anklage zu schützen.
Margot nutzte Gewalt, um zu versuchen, zu fliehen. Robert nutzte Gewalt, um sie zum bleiben zu zwingen und sie ggf. unter Drogen zu setzen.
In Anbetracht dessen noch von einer "hysterischen Weiblichkeit" zu sprechen, die durch eine beinahe tödliche Katharsis "geheilt" wurde, finde ich grotesk. Erstens wäre hier ebenso von einer "hysterischen oder auch paranoiden, aggressiven Männlichkeit" zu sprechen. Zweitens wird hier nichts geheilt, sondern der unmittelbare Konflikt wurde nur lebend begraben, indem er weg zog und sie keine Anzeige erstattete.