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Gerhard Midding

Ich glaube, ihre Lust an der Fiktion war trotz allem groß. Gewiss, beim Lesen ihrer Geschichten ist man ständig verführt, in Lucia Berlins Biographie zu graben. Sie wirken wie Vignetten ihres Lebens, aus dessen Fundus sie beim Schreiben unaufhörlich zu schöpfen schien.

Gerhard Midding

Je mehr ich über „Peter von Kant“ nachdenke, desto weniger kann ich in ihm Francois Ozon entdecken. Er erscheint mir nicht als der Film eines auteurs, sondern viel eher als der einer Szenenbildnerin. Ein Stück Ausstattungskino.

Gerhard Midding

Man darf getrost bedauern, dass Hollywoodfilme heute weitestgehend auf Vorspanne verzichten. Sie begeben sich damit einer ihrer schönsten Gestaltungsmöglichkeiten. Aber während dem vermeintlich ungeduldigen Publikum nicht zuzumuten ist, die Namen der beteiligten Künstler zu erfahren, sollen sie doch Kenntnis erlangen, wer den Film produziert hat.

Gerhard Midding

Aus Trauer über ihren Tod sollte man Weiß tragen, denn sie trug auf der Leinwand eigentlich immer nur Schwarz. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, Irene Papas je in einer anderen Farbe gesehen zu haben. Oft passte das Schwarz natürlich, weil sie eine Witwe spielte. Aber es stand ihr darüber hinaus, weil es unterstrich, wie stolz und abweisend ihre Figuren sein konnten.

Gerhard Midding

"Wo sind eigentlich die Filme von Frauen?" fragt Erika Gregor einmal in »Komm mit mir in das Cinema«. In diesem Moment ist Alice Agneskirchners Biopic über die Gregors in den 1970er Jahre angekommen. Prompt veranstalteten sie im Arsenal in der Welserstraße das erste "Internationale Frauenfilm-Seminar". Heute Abend wird im Arsenal eine weitere epochale Filmreihe eröffnet: "Women make film".

Gerhard Midding

In St. Petersburg gibt es, das weiß ich auch nur aus dem Kino, eine Straße mit den idealen Proportionen: Sie ist 250 Meter lang, 25 Meter hoch und ebenso breit. Xavier (Romain Duris), den es als Hochzeitsgast in »L'Auberge espagnole – Wiedersehen in St. Petersburg« dorthin verschlagen hat, ist fasziniert von ihrem Ebenmaß: Gäbe es in seinem Leben doch nur die gleiche Klarheit!

Gerhard Midding

Seine Karriere zeigt, was für eine prächtige Triebfeder der Zweifel sein kann. Zu Anfang fürchtete er, dass er nie etwas anderes als sympathische Taxifahrer spielen würde. Er verstand partout nicht, weshalb er später als Inbegriff des Latin lover galt. Hatte denn niemand die Filme gesehen, in denen er zauderte, impotent war oder homosexuell? Außerdem waren seine Beine doch viel zu dünn!

Gerhard Midding

Die Trauer ist nicht schwarz oder doch wenigstens grau zu Beginn von »The Souvenir II«, sonder weiß. Die Szenerie ist mal in gleißende, mal gefiltert milde Helligkeit getaucht. Julies Welt ist ausgeblichen nach dem rätselhaften Tod ihres ebenso rätselhaften Geliebten Anthony.

Gerhard Midding

Während der Interview-Tourneen, die er zum Start seines letzten Bond-Auftritts absolvierte, zeigte sich Daniel Craig als ein Super-Feminist. Diese Rolle füllte er gleichermaßen galant wie rigoros aus. Auf eine Frage reagierte er besonders unwirsch. Eine britische Radiomoderatorin wollte wissen, ob Phoebe Waller-Bridge vor allem deshalb als Mit-Autorin von »Keine Zeit zu sterben« verpflichtet wurde, um den weiblichen Charakteren mehr Kontur zu verleihen.

Gerhard Midding

Céline Sciamma will es aufgeben; sie meint, sie habe es lang genug getan. Audrey Diwan hingegen hat die Lust daran längst noch nicht verloren. Léa Mysius scheint es ebenso zu gehen. Maiwenn wiederum ist noch ein schwebendes Verfahren, sie hat es zum ersten Mal ausprobiert.