Jenseits von Disney

Berlinale Talents: Animated Gifts
»Die Melodie des Meeres« von Tomm Moore

»Märchen haben eine dunkle Seite an sich und sind eben nicht nur Feenstaub und Disney-Glitzer!« Klare Worte von Regisseur Tomm Moore auf die Frage, ob der teilweise düstere Look seiner Filme Kinder nicht verstören könne. »Ich will Kinder natürlich nicht erschrecken, aber ich mache nicht nur Glücksbärchi-Gedöns.«

Tomm Moore und sein Kollege Ross Stewart sind am Mittwoch zu Berlinale Talents gekommen, um über ihre Arbeit als Animations-Filmer zu sprechen. Die beiden kennen sich seit sie Kinder waren. Nach dem Studium gingen sie in die Vollen und gründeten direkt ihr eigenes Produktionsstudio »Cartoon Saloon«. »Anfangs mussten wir von Bohnen und Toast leben«, scherzte Moore. Diese Zeiten sind vorbei: Cartoon Saloon beschäftigt über 50 Mitarbeiter. Zwei Oscar-Nominierungen für den besten animierten Film konnten sie einheimsen (2010: für »Brendan und das Geheimnis von Kells« und 2015 für »Die Melodie des Meeres«).

Tomm Moore und Ross Stewart bei Berlinale Talents

Für ihren Stil haben sie sich an keltischer Kunst aus dem 9. Jahrhundert orientiert, etwa an der »insularen Bildmalerei«, die in Werken wie dem »Book of Kells« zu sehen ist. »Zu dieser Zeit war Irland führend, was visuelle Darstellung anbelangt«, sagte Moore. Die flachen Ornamente mit verschlungenen Mustern kombinierten sie mit einer Färbung, die an Wasserfarben erinnert und schufen das, was sie »ikonisches 2D« nennen. »Zu versuchen, eine billige Disney- oder Pixar-Kopie zu sein, wäre ein großer Fehler gewesen«, erklärte Stewart, der zum Beispiel als Art Director für »Brendan und das Geheimnis von Kells« zuständig war.

Ihr Look tendiere zwar zum Organischen, sei aber ein Mix aus Handarbeit und digitaler Animation. »Natürlich ist da viel digital gemacht, aber wir bewahren die Illusion, dass alles auf einem Stück Papier gezeichnet ist.«, sagte Stewart. »Wir sind nicht das Anti-Pixar, von dem die Leute wollen, das wir es gerne wären«, fügte Moore hinzu.

Moore glaubt fest an die Zukunft von 2D: »Es steckt noch unglaublich viel visuelles Potential in 2D, das erkundet werden kann.« Ein kleines Dilemma birgt der eigene Stil allerdings doch. »Natürlich wollen die Leute jetzt von uns diesen Kells-Style.« Als er Geldgebern vorschlug, Teile eines Films stereoskopisch zu verwirklichen, protestierten diese, erzählt Moore: »Sie waren wirklich enttäuscht und sagten: wir dachten, ihr seid die Typen mit dem Selbstgebackener-Kuchen-Stil!«

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