DVD-Tipp: »Der Mann, der lacht« (1928)

»Der Mann, der lacht« (1928). © Wicked Vision

»Der Mann, der lacht« (1928). © Wicked Vision

Bitte lächeln!

Das groteske Grinsen Conrad Veidts in dieser Rolle ist ikonisch geworden und hat seine Spuren in der Filmgeschichte hinterlassen, war etwa Inspiration für die Fratze von Batman-Gegenspieler Joker. Der Film zum Bild jedoch, einst als Prestige-Produktion der Universal gestartet, war so gut wie vergessen, bis er Anfang der 2000er auf DVD veröffentlicht wurde. Jetzt hat Wicked Vision die in 4K restaurierte Fassung von »The Man Who Laughs« in einer vorbildlichen Edition veröffentlicht: Sie birgt sowohl die Original- als auch die eigens rekonstruierte Fassung mit deutschen Zwischentiteln, zudem zwei verschiedene Tonfassungen, nämlich sowohl mit neuer Orchestermusik als auch in der zeitgenössischen ­Movietone-Fassung mit Toneffekten.

»The Man Who Laughs« basiert auf einem Roman von Victor Hugo, der bereits die Vorlage zum Vorgänger-Erfolg »Der Glöckner von Notre Dame« mit Lon Chaney geliefert hatte, und erzählt vom unglückseligen Gwynplaine, Sohn eines rebellischen Adligen in England an der Wende zum 18. Jahrhundert.

Der böse König lässt dem Jungen von spezialisierten Wander-Chirurgen ein bizarres Grinsen ins Gesicht operieren – auf dass er ewig über seinen dummen Vater lache. Gwynplaine entwickelt sich zur Jahrmarktsattraktion, verliebt sich in ein blindes Mädchen und wird zum Spielball höfischer Intrigen.

Stets als Horrorfilm gehandelt, ist das Werk eigentlich ein Melodram mit Elementen des Abenteuer- sowie Mantel- und Degen-Films. Und doch schufen die beiden Deutschen Conrad Veidt und Paul Leni (»Das Wachsfigurenkabinett«) für Universal ein Werk, das mit expressionistisch angehauchten, düster-verwinkelten Bauten und Gothic-Motiven wie ein Horrorfilm aussieht. Passend heißt das halbstündige Bonus-Feature von Marcus Stiglegger zum Film »Die Geburt der Universal-Monster aus dem Geist des Melodrams«. Das wahre Monster ist hier allerdings nicht die zum ewigen Lachen verurteilte Hauptfigur – die Monster, das sind die anderen. Grausam und heimtückisch ist die Gesellschaft am Hofe, und außer Gwynplaines ikonischer Entstellung gibt es im Film noch jede Menge weiterer bizarrer Fratzen zu bestaunen. Eine visuell faszinierende, famose Wiederentdeckung!





VÖ: 30. Juni 2022

Bestellmöglichkeit (DVD/Blu-ray)

 

 

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