Disney+: »Welcome to Chippendales«

»Welcome to Chippendales« (Serie, 2022). © Disney

»Welcome to Chippendales« (Serie, 2022). © Disney

Go-go-Boys

Wer an männliche Stripper denkt, hat heutzutage vermutlich meistens Channing Tatum und seinen »Magic Mike« im Kopf. Doch es gab eine lange Zeit, da war eine Truppe namens Chippendales absoluter Vorreiter auf diesem Gebiet – und weckte vor allem in den 80er und 90er Jahren mit Tourplakaten voll halbnackter Tatsachen auch in deutschen Fußgängerzonen die Neugier nicht nur weiblicher Passant*innen. Nun erzählt die Serie »Welcome to Chippendales« leicht fiktionalisiert die hierzulande vermutlich eher wenig bekannte Geschichte dieser Showtanz-Gruppe.

Gegründet werden die Chippendales Ende der 70er Jahre von Somen »Steve« Banerjee (Kumail Nanjiani), der kein Interesse am väterlichen Druckereibetrieb in Indien hat und es lieber in Amerika schaffen will. In Los Angeles kauft er sich vom mühsam Ersparten einen Nachtclub, doch es fehlt ein überzeugendes Konzept. Als Backgammon-Lounge bleiben die Gäste aus, bloß eine weitere Disco braucht auch niemand. Beim unfreiwilligen Besuch in einem Schwulenclub bringt ihn der Anblick der Go-go-Boys auf die zündende Idee: Eine Gruppe tanzender Stripper mit einer Show nur für Frauen soll den Erfolg bringen.

Tatsächlich geht der Plan auf, vor allem als Steve und sein vorübergehender Partner Paul Snider (Dan Stevens) den Choreographen Nick de Noia (Murray Bartlett) engagieren, um den sich entkleidenden Herren eine gewisse Professionalität zu verleihen. Bald stehen die Damen Schlange, nach den Shows dürfen auch Männer rein, der Rubel rollt. Steve verliebt sich in die Buchhalterin Irene (Annaleigh Ashford), derweil sich Nick mit der lebenslustigen Denise (Juliette Lewis) für Kostüme, Showkonzepte und manchmal auch mehr zusammentut. Doch es bleibt nicht aus, dass sich künstlerische und finanzielle Kontrolle irgendwann in die Quere kommen und die Egos aneinandergeraten.

Das eigentlich Spannende an der Geschichte sind natürlich nicht die knapp bekleideten Muskelpakete, die dank Kalender und Tourneen bald weit über ihren Club hinaus bekannt sind. Es ist vor allem die Tatsache, dass sie mit einem Auftragsmord endet. Neben True Crime (als Vorlage diente das Sachbuch »Deadly Dance: The Chippendale Murders«) setzen die Showrunner*innen Robert Siegel und Jenni Konner auch auf Zutaten, die sich zuletzt in Serien oft bewährt haben, vom poppigen Seventies-/Eighties-Setting bis hin zum Blick auf die wenig glamourösen Randzonen des Showbusiness.

All das ist auf hohem Niveau umgesetzt, von Kostümen und Kulissen bis hin zu den Leistungen des Ensembles, weswegen man sich »Welcome to Chippendales« durchaus gern ansieht. Und doch bleibt die Serie dabei ein wenig flach, weil sie viel zu selten versucht, mehr als nur das Naheliegende zu erzählen, sei es über die Figuren und das bekannte Dreieck aus Sex, Geld und Macht, oder auch nur was den der Geschichte aller Tragik zum Trotz innewohnenden Humor angeht.

OV-Trailer

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