Sky: »SaFahri«

»SaFahri – Eine Reise zu den vier Elementen« (Serie, 2021). © Sky / Eric Anders

»SaFahri – Eine Reise zu den vier Elementen« (Serie, 2021). © Sky / Eric Anders

Die Erde küsst ihn wach

Was nun gerade Fahri Yardim dazu prädestiniert, als Sinnsucher, Umweltbotschafter und Achtsamkeitsmessias aufzutreten, mag sich für viele auf den ersten Blick nicht erschließen. Yardim, der als treuer Freund und Kollege im Hamburger »Tatort« dem Haudrauf Tschiller alias Til Schweiger zur Seite steht. Der an der Seite von Christian Ulmen in der Serie »Jerks« keine Peinlichkeit auslässt und mit diesem in allen Facetten über Sex, Geschlechtsteile und Körperflüssigkeiten sinniert. Ausgerechnet ihn schickt Sky für seine neue Sendermarke Sky Nature durch Deutschland, Österreich und die Schweiz, um die vier Elemente zu ergründen.

Gleich in der ersten Folge geht es in den Thüringer Wald, zu einem nordrhein-westfälischen regenerativen Bauernhof und in die Diepholzer Moorniederung. Aus dem Off reflektiert Yardim dazu: »Wie geht es der Natur? Kann mich, den Großstadtmenschen, Zyniker, die Erde erden?« Damit ist der Ton vorgegeben. Yardim begibt sich auf einen Selbstfindungstrip, klettert in Höhlen, trifft eine »Waldbademeisterin«, spricht mit dem jungen Paar, das den Bauernhof bewirtschaftet, stapft mit einem Moorkundler und Paläoökologen durch matschigen Boden. Schon nach sieben Minuten ruft er aus: »Die Erde küsst mich wach.« Wenig später kuschelt er innig mit einem Riesenbaum.

Mal im Off, mal im Gespräch mit seinen Experten, mal von einem Sofa in einem lauschigen Zimmer direkt in die Kamera berichtet er von seinen Erlebnissen, seinen Empfindungen und lässt den Zuschauer vermeintlich ganz nah ran. »Ich geh ja gern in die Verdrängung«, lässt er ihn wissen, als er von der Bedeutung von ökologischer und regenerativer Landwirtschaft erfährt. Als er im dicht belaubten Wald liegt, entfährt es ihm: »Das ist genau das Richtige für mich mit meinem Großstadtpanzer.«

Mit großartigen Aufnahmen von sprießenden Pilzen in Zeitraffer, kriechenden Insekten, aufblühenden Pflanzen unterstreicht das Team um Regisseur Heiko Lange (Kamera Johannes Funk, Jurek Wieben) Yardims Anliegen. Doch trotz der demonstrierten Einsamkeit im niedersächsischen Moor, Thüringer Wald oder der Ebene im Weserbergland bleibt die Inszenierung latent spürbar, die Botschaften eher platt, Yardims neu errungene Demut etwas sehr zur Schau gestellt.

Und trotzdem geht das Konzept auf. Wie er im schnoddrig-breiten Hamburgisch mit Naturmenschen plaudert, sich voller Begeisterung und zugleich wild fluchend erst aus einer Höhle quält, später aus dem Dickicht des Moors über die Pflanzen- und Tierwelt staunt. Es ist eine skurrile Kombination von coolem, klamaukigem Schauspieler und plötzlich erleuchtetem Umweltschützer – die schlussendlich funktioniert. Denn Yardim darf auch als einfühlsamer Naturliebhaber immer noch Yardim bleiben. »Eber können sechs Minuten durchejakulieren«, sagt er beim Anblick einer Wildschweinrotte. Statt Telekolleg ist »SaFahri – Eine Reise zu den vier Elementen« witziges und dabei durchaus lehrreiches Dokutainment.

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