Disney+: »WandaVision«

»WandaVision« (Miniserie, 2021). © Marvel Studios/Walt Disney

»WandaVision« (Miniserie, 2021). © Marvel Studios/Walt Disney

Straight Fun

Dass ausgerechnet Wanda Maximoff alias Scarlet Witch und ihr androider Partner Vision die Protagonisten der ersten Marvel-Serie bei Disney+ sind, mag überraschen. Nicht nur, weil die beiden in den Kinoabenteuern der Avengers nicht unbedingt die spannendsten Superhelden waren. Sondern auch, weil Vision bereits 2018 in »Avengers: Infinity War« sein Leben lassen musste.

Nun aber ist Vision (Paul Bettany) zurück und befindet sich zusammen mit Wanda (Elizabeth Olsen) kurzerhand in den 50er Jahren: ein frisch und glücklich verheiratetes junges Ehepaar, das neu in eine Kleinstadt-Nachbarschaft gezogen ist und im Eigenheim den perfekten Alltag zwischen Bürojob (er) und Küche (sie) zelebrieren kann. Und natürlich trotzdem weiterhin Superkräfte besitzt, daran hat sich nichts geändert.

In der ersten von neun Folgen der ersten Staffel ist »WandaVision« das haargenaue Abbild einer Fifties-Sitcom à la »I Love Lucy«, in Schwarz-Weiß gedreht und mit Lachern aus dem Off zu altmodisch-handzahmen Gags. In der zweiten standen dann eher »Bezaubernde Jeannie« oder »Verliebt in eine Hexe« aus den 60ern Pate, die dritte – nun auch in Farbe! – erinnert an Familien-Comedys aus den 70ern wie »The Brady Bunch« oder »All in the Family«.

Womit also haben wir es hier zu tun? Natürlich ist die von Schöpferin und Showrunnerin Jac Schaeffer und Regisseur Matt Shakman verantwortete Serie nicht bloß eine Hommage an das Sitcom-Genre, auch wenn die Perfektion, mit der formal und visuell die Vorlagen nachempfunden werden (bis hin zu eigens komponierten Vorspannsongs), bemerkenswert ist. Sogar gängige Drehbuch-Versatzstücke – der Chef kommt unerwartet zum Essen! Ein Babybauch muss kaschiert werden! – haben hier ihren Platz. Und nicht zuletzt Olsen als Wanda, aber auch Bettany oder die stets wundervolle Kathryn Hahn als neugierige Nachbarin sind geradezu aus der Zeit gefallen überzeugend.

Zwischengeschaltete Werbespots der Firma Stark Enterprises signalisieren frühzeitig, dass diese Serie natürlich trotz allem fester Bestandteil des Marvel Cinematic Universe ist. Aufmerksamen Fans dürfte es auch nicht entgehen, dass in der zweiten Folge Teyonah Parris in Erscheinung tritt und die Schauspielerin bereits als Superheldin Monica Rambeau für den nächsten »Captain Marvel«-Film verpflichtet wurde. Überhaupt: Von Folge zu Folge werden in »WandaVision« die Risse in der makellosen Sitcom-Oberfläche immer offensichtlicher – und unheimlicher. Dass im Rest der Staffel, der vorab für die Presse nicht zu sehen war, noch sehr viel deutlicher wird, in welcher Realität sich das titelgebende Superduo hier befindet und wie die Ereignisse mit den zurückliegenden und bevorstehenden Kinofilmen zusammenhängen, scheint also ausgemachte Sache. Bis dahin lässt sich vorerst konstatieren: So originell, experimentierfreudig und vor allem amüsant ist lange keine Produktion aus dem sonst doch eher risikoarm vorgehenden Hause Marvel gewesen.

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