DVD-Tipp: »Blackout«

Trailer englisch © Verleih

1980
Original-Titel: 
Bad Timing
Filmstart in Deutschland: 
01.05.1980
L: 
123 Min
FSK: 
16

Auch 36 Jahre nach seiner Berlinale-Premiere ist »Bad Timing« wohl der unbekannteste und zudem düsterste jener fünf überragenden Filme, die der Brite Nicolas Roeg zwischen 1968 und 1979 inszenierte: die ebenso leidenschaftliche wie tragische Liebesgeschichte zwischen einem amerikanischen Psychologieprofessor und einer flatterhaften jungen Frau, ebenfalls Amerikanerin. 

Sie ist aber verheiratet mit einem älteren tschechischen Mann, der sie zu Beginn in die Freiheit entlässt, an den Schauplatz Wien: zwischen Klimt- und Schiele-Gemälde, in das Sigmund-Freud-Museum und in den Kalten Krieg (Alex Linden verfertigt neben seiner Lehrtätigkeit an der Universität psychologische Profile für den US-Geheimdienst). Als Spion möchte er sich nicht begreifen, eher als Beobachter, wie er in einer Vorlesung erklärt. Aber das kriminalistische Mysterium des Films, wenn es denn real ist und nicht nur in der Fantasie des Kriminalkommissars existiert (wie immer eine Möglichkeit bei Roeg), zeichnet sich eben dadurch aus, dass er in diesem Fall vom tatenlosen Beobachter zum Handelnden im unangenehmsten Sinn wurde: Hat er sich an der mit Drogen und Alkohol vollgepumpten Milena in diesem Zustand vergangen, bevor er schließlich den Krankenwagen rief?

Roeg treibt sein typisches Verschachteln der Zeitebenen auf die Spitze, bringt auch den lebensrettenden Luftröhrenschnitt mit einer Sexszene zusammen und verweigert dem Zuschauer bequeme Eindeutigkeiten.

An Extras bietet die Veröffentlichung in der verdienstvollen »Masterpieces of Cinema-Collection« von Koch Media ein Booklet mit einem neunseitigen Text von Christoph Huber, der konkrete Anmerkungen zum Film (auch zu den Wiener Locations und was aus ihnen wurde) mit allgemeineren Ausführungen zum Kino Nicolas Roegs verbindet, eine ausführliche Bildergalerie sowie 16 Minuten mit Deleted Scenes, von denen die Hälfte stumm sind. Wegen der Markierungen darauf wirken sie wie ein guilty pleasure – man hat als Betrachter das Gefühl, sie selber aus einem Abfallbehälter des Schneideraums entwendet zu haben. Interessant dabei vor allem zwei Partyszenen, weil darin eine weitere Frau vorkommt, die Linden gut zu kennen scheint, die aber in der endgültigen Fassung des Films nicht auftaucht.

 

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