Nachruf: Burt Bacharach

12.5.1928 – 8.2.3023
Burt Bacharach

Burt Bacharach

Romantik und Urbanität

Es hätte gründlich schiefgehen können. Eine Eskapade auf dem Fahrrad mitten in einem Western? Dazu ein Lied, das zwar beschwingt war, aber die Handlung aufhielt? Regisseur George Roy Hill ging bei »Zwei Banditen« ein unerhörtes Risiko ein. Aber Burt Bacharachs »Raindrops Keep Fallin’ on My Head« triumphierte über alle Zweifel und Konventionen. Solch ansteckende Lebensbejahung hatte es in einem Hollywoodfilm seit »Singin’ in the Rain« nicht mehr gegeben.

Der frische Wind, den Bacharach in die Filmmusik brachte, wurde gleich mit zwei Oscars ausgezeichnet. Klassischen Filmkomponisten war dieser Einbruch des Pop in ihre Domäne suspekt. Aber was als anschmiegsames Easy Listening erschien, war niemals nur entspannt. Bacharach folgte dem Rat seines Lehrers Darius Milhaud: Schäm’ dich nicht, wenn man eine Melodie pfeifen kann. Sie mochte leichtfüßig sein, aber die Rhythmen waren vertrackt, die Tempiwechsel flink und die Akkorde kompliziert. Gemeinsam mit Textdichter Hal David schrieb er das »Great American Songbook« fort.

Seine Verbindung zum Kino war von Anfang an eng. Er ging als Arrangeur und Bandleader mit Marlene Dietrich auf Tournee und war mit Angie Dickinson verheiratet. Er selbst sah so blendend aus wie ein Filmstar aus der zweiten Reihe. Aber die Verbindung war komplex. Er machte aus Billy Wilders »Das Appartement« das Bühnenmusical »Promises, Promises«. Sein erster kompletter Score, zu »Was gibt’s Neues, Pussy?«, war schmissiger als der gesamte Film. Das wurde zum Muster: Seine Songs stellten einen quecksilbrigen Mehrwert an Romantik, Ironie und Urbanität dar. In über 700 Kino- und Fernsehfilmen sind sie zu hören; nicht nur bei »Austin Powers«, sondern auch bei Christian Petzold.

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