Zum 13. Mal Filmfestival Zürich

13th ZFF Award Night

Zürich ist in der Schweizer Festivallandschaft ein wenig das Pendant zum Filmfest München. Während international die Berlinale und Locarno als A-Festivals wahrgenommen werden, die mit Weltpremieren bestückt werden wollen, können es sich München oder Zürich etwas leichter machen und aus dem Vollen schöpfen

So war der Eröffnungsfilm in Zürich »Borg/McEnroe« mit Shia La Boeuf schon in Toronto zu sehen, aber der Hollywoodstar wurde bei der Premiere in der Schweiz schon deshalb nicht vermisst, weil Lokalmatador und Tennisstar Roger Federer über den Grünen Teppich schritt. Die unterhaltsame Studie über die beiden so unterschiedlichen Spieler Björn Borg und John McEnroe gehört zu den sehenswertesten Filmen in diesem Herbst, und rein zufällig konnten die Züricher Festivalmacher auch mit einem »Tennisfilm« abschließen: dem neuen Werk der »Little Miss Sunshine«-Macher Valerie Faris und Jonathan Dayton »Battle of the sexes«.  Ein wieder einmal in Höchstform agierender Steve Carell spielt dort  Booby Riggs einen Has-been und ehemaligen Top-Tennisspieler, der für Geld alles macht, auch weil er ständig Spielschulden zu begleichen hat. Und so kommt der 55-Jährige auf die Idee, der Nummer Eins im Damentennis Billy Jean King (Emma Stone) einen Schaukampf anzubieten, um zu beweisen, dass Männer Frauen einfach überlegen sind. Ganz en passant verhandelt der Film auch die Rolle der Frauen in den 70er Jahren, ihren Kampf um Wahrnehmung und Gleichberechtigung und ist einfach großes, klassisches Erzählkino.

»Battle of the Sexes« (2017). © 20th Century Fox

Bei diesen populären Arthouse-Titeln sind die Kinos meist ausverkauft, und die Stardichte war höher als bei der Berlinale und München zusammen. So kamen u.a. Al Gore, Alicia Vikander, Glenn Close, Jake Gyllenhaal, Moritz Bleibtreu, Andrew Garfield und die Altmeister Roman Polanski (mit Ehefrau Emmanuelle Seignier) und Rob Reiner, um ihre neuesten Werke zu präsentieren. Mit »Shock and Awe« präsentierte der vielseitige Rob Reiner seinen bisher politischsten Film in Zürich sogar als Weltpremiere. Es geht um die unglaubliche Geschichte von zwei amerikanischen Lokaljournalisten und ihrem Chefredakteur, die schon vor Ausbruch des Irakkrieges feststellten, dass Saddam überhaupt keine Massenvernichtungswaffen besaß. Aber weil sie fernab der großen Mainstream-Medien nicht wahr genommen wurden, blieben ihre Erkenntnisse lange nicht nur folgenlos sondern auch unbekannt. Immerhin spielen Woody Harrelson, James Marsden, Jessica Biel, Milla Jovovich und Tommy Lee Jones in diesem Film  mit, der eher an braves Fernsehen als an wirklich innovatives Kino erinnert, aber mit viel Herzblut und offensichtlich wenig Geld gemacht wurde. In den USA hat dieser Rob-Reiner-Film dann auch bisher noch keinen Verleih, nächstes Jahr wird er wohl von Warner in die deutschen Kinos gebracht. Sympathisch dagegen der Auftritt von Rob Reiner in Zürich, der sich in einer Welt voller Fake News für den guten, alten, investigativen Journalismus stark machte und seinen neuen Präsident nur als einen hochgefährlichen Kriegstreiber bezeichnete, für den er sich schäme.

Und so lebt das Filmfestival Zürich von seinen Begegnungen mit Stars, Machern, Regisseuren und Schauspielern, die mit dem Publikum wirklich in einen Dialog treten, wie der amerikanische Produzent Alex Lipschultz des ganz auf jiddisch gedrehten kleinen Filmjuwels »Menashe«. Der erzählte von den Problemen, die seine ultraortodoxen Schauspieler mit ihrer Gemeinde bekamen, weil sie in einem Film mitgewirkt hatten. Die ungemein ergreifende und sorgfältig erzähle Geschichte um einen jüdisch-orthodoxen Witwer in Brooklyn, der um seinen Sohn kämpft und sich einer arrangierten Neu-Ehe verweigert, kommt bald in die Schweizer Kinos. Einen deutschen Verleih gibt es leider nicht, obwohl der Film bereits im Februar auf der Berlinale zu sehen war. »Menashe« ging bei der Preisverleihung leider leer aus. Dafür entpuppte sich das kleine »fremdsprachige« Werk in den USA als Sleeper und spielte erstaunliche 1,4 Millionen Dollar ein, viel mehr als der Film gekostet hat. 

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