Filmproduzent Karl Baumgartner gestorben

Monsieur Cinema
Karl Baumgartner mit Dieter Kosslick auf der Berlinale 2014

© Berlinale

Der Frankfurter Produzent Karl Baumgartner ist am 18.3. nach schwerer Krankheit verstorben

Im Februar 2014 hatte er seinen letzten Auftritt, schon von der Krankheit gezeichnet, während der Berlinale, wo er mit der Berlinale-Kamera geehrt wurde. Festivalchef Dieter Kosslick hielt eine eigentlich ganz vernünftige Rede. Baumi, wie ihn alle nannten, die ihn irgendwie kannten, sei der "bedeutendste unabhängige Filmproduzent Deutschlands" gewesen. Baumi hat, in seiner Anfangszeit als Produzent, den Filmen von Aki Kaurismäki und Jim Jarmusch zum Leben verholfen, er hat etwa Night on Earth (1991) und Dead Man (1995) mitproduziert.

Er kam über das Kino zur Produktion. Baumgartner, geboren in Südtirol, arbeitete in Italien, in Cinecitta als Regieassistent, bevor er nach Frankfurt kam und sich in das Kollektiv des Kinos "Harmonie" einbrachte. Das hatte 1976 aufgemacht als Frankfurts erstes Programmkino, nur die sog. Gilde-Kinos hatte es gegeben und das von der Stadt selbst betriebene Kommunale Kino. Damals zeigten die Programmkinos ja noch jede Menge Reihen, aber als Konkurrenz zu einem Koki hat sich die "Harmonie", die es heute noch gibt, nie verstanden. Und die Filme waren ja auch anders: Lange lief etwa in dieser Zeit der damalige Kultfilm The Rocky Horror Picture Show in der "Harmonie", wenn auch nicht so ausdauernd und exzessiv wie in anderen Städten.

1982 gründete Baumi mit seinem Partner Reinhard Brundig den Pandora Filmverleih, der etwa Yol von Yilmaz Güney oder Nostalghia von Andrej Tarkovskij heraus brachte. Der größte Erfolg des Pandora Verleihs, der damals in der Frankfurter Egenolfstraße residierte, dürfte Jane Campions Das Piano gewesen sein. Der Film erhielt 1993 in Cannes eine Goldene Palme, allerdings nur ex aequo. Aber den anderen Teil, Lebewohl, meine Konkubine von Chen Kaige, hatte Pandora auch im Verleih…

Baumgartner war ein Entdecker. Pandora stieg bald ins Produktionsgeschäft ein, und einer der ersten Filme war Emir Kusturicas Underground. Der hat dann zwar auch eine Goldene Palme bekommen, aber die Firma wäre auch fast finanziell daran gescheitert. Pandora produzierte neben Jarmusch, Kaurismäki und Kusturica Filme von Miar Nair und Leos Carax, half aber auch mit, so kleine Schmuckstücke wie die beiden uruguayischen Werke Gigante oder Whisky, den deutschen Über uns das All oder den neuseeländischen Whale Rider herzustellen.

In den neunziger Jahren zog Pandora nach Köln um und produzierte von dort aus weiter. Baumgartner gründete eine eigene Produktionsfirma, Pallas Film, die sich auf osteuropäische Koproduktionen, mit Regisseuren wie Bohdan Slama, Stephan Komandarev oder Sergej Dvortsevoj spezialisierte. Auch der eindrucksvolle tschechische Animationsfilm Alois Nebel entstand in Kooperation mit Pallas.

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