Kritik zu Terroir – Eine genussvolle Reise in die Welt des Weins

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Zum Thema Wein hat jeder was zu sagen. Der Däne Rasmus Dinesen befragt in seiner Doku Spitzenwinzer, Sommeliers und Köche

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Sicherlich ist Wein das vielfältigste und geschmacklich differenzierteste Getränk der Welt. Tausende von Rebsorten gibt es, und Hunderttausende von Möglichkeiten, sie zu vermischen. Ein Brauhaus etwa will ja über die Jahre immer denselben Geschmack produzieren, damit die Biertrinker immer auch die Marke erkennen und bei ihr bleiben. In Deutschland bauen die meisten Winzer sortenreine Weine an, und dennoch schmeckt ein Riesling vom Kaiserstuhl anders als einer aus dem Rheingau. In anderen Ländern, vor allem Frankreich, werden die fertig gekelterten Weine oft gemischt, »verschnitten«, von hoch bezahlten, erfahrenen Sommeliers, und auch dadurch entstehen große Weine. In den letzten Jahren bestimmen, zumindest in Deutschland, zwei Begriffe die Diskussion: der Naturwein, der nur mit traubeneigenen Hefen und ohne jedwede Zusatzstoffe (zum Beispiel Bentonit für die Klarheit) hergestellt wird, und das »Terroir«, die Vorstellung, dass sich der Geschmack des Weines aus einer Vielfalt von Faktoren zusammensetzt, dem Boden, der Lage, dem Makro- und Mikroklima. 

Nun, so mancher Naturwein schmeckt gewöhnungsbedürftig, und der Begriff des Terroirs ist hochgradig umstritten – manche halten ihn schlicht für einen Marketing­schachzug der französischen Weinproduzenten. Und, wie wir wissen, nicht jede Wissenschaft ist eine exakte, schon gar nicht die des Weines, wo der Geschmack natürlich oberste Priorität vor allem anderen hat. Und so operiert »Terroir« auch bewusst individuell, lässt Menschen zu Wort kommen, die aus einer geschmacklichen Erfahrung eine ganze Philosophie entwickeln können, Sommeliers, Weingutbesitzer, Köche, Restaurantbetreiber, eine Bodenkundlerin und leider nur wenige Winzer selbst. Regisseur Rasmus Dinesen, der schon einige Filme zum Thema drehte, hat sie überall auf der ganzen Welt besucht, in erster Linie natürlich in Frankreich, aber auch in New York, Österreich, Dänemark, Deutschland und sogar Japan. Alle natürlich im höchstpreisigen Bereich. Was etwas schade ist, denn auch beim niedrigpreisigen Output hat sich in den letzten Jahren viel getan.

Natürlich besteht der Film mit seiner Vielzahl an Interviews aus talking heads – aber wenn sie was zu sagen haben, macht das nichts. Und »Terroir« hat seine durchaus charmanten Momente. Sehr oft wird in diesem Film der Zusammenhang zwischen Wein, dem entsprechenden Essen und der richtigen Gesellschaft beschworen – der Wein als soziales Getränk. Am schönsten ist, wenn sich die Spezialisten widersprechen in der Frage, welcher Wein zu welchem Gericht passt. Ein Restaurantbesitzer empfiehlt Bier zu Käse, der französische Kollege meint, jeder Käse brauche einen anderen Wein. Und zu Spargel passt überhaupt kein Wein (war da nicht mal ein trockener Silvaner angesagt?), genauso wenig zu Salat. Und ganz wild wird es in der Frage der Foie gras. Aber die sollte man, denkt man sich, eigentlich sowieso nicht mehr essen. Und man sollte die zentrale Aussage dieses Films auch immer beherzigen, auch gegen die Sommeliers-Wortkaskaden: »Wenn es schmeckt, schmeckt es.«

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