Kritik zu The Signal

Trailer englisch © Focus Features

Wie einst der junge Roland Emmerich bastelt der Amerikaner William Eubank Low-Budget-Science-Fiction-Filme zusammen. Eine weitere Parallele:
Am Drehbuchschreiben hapert es

Bewertung: 2
Leserbewertung
3
3 (Stimmen: 2)

Dass The Signal ein lupenreiner Beitrag zum Science-Fiction-Genre ist, behält der Film anfangs für sich. Eher wähnt man sich in einem Roadmovie, wenn die drei Studenten mit einem alten Kombi gen Westen fahren, quer durch die pittoresken Felslandschaften Nevadas. Nick (Brenton Thwaites) und Jonah (Beau Knapp) bringen Nicks Freundin Hailey (Olivia Cooke) nach Kalifornien, wo sie das nächste Jahr verbringen wird. Die Jungs sind Computernerds und liefern sich nebenbei ein Fern­duell mit einem Hacker namens »Nomad«; ganz offensichtlich lenkt sich Nick, der an Multipler Sklerose leidet und auf Gehhilfen angewiesen ist, damit von seinen Sorgen über die bevorstehende Trennung von Hailey ab.

Mit dem Realismus der etwas zähen Exposition ist es schlagartig vorbei, wenn die Drei ein einsames Haus in der Wüste erreichen, in dem sie ihren geheimnisvollen Cyber-Widersacher wähnen. Da leiht sich die Inszenierung von William Eubank plötzlich den Found-Footage-Stil des Blair Witch Project, um den Übergang in eine andere Welt (eigentlich: einen anderen Film) zu markieren. Unter mysteriösen Umständen wird das Trio überwältigt und auseinandergerissen, und kurz darauf – ein weiterer radikaler Stimmungswechsel – erwacht Nick in einem aseptischen, vermutlich unterirdischen Forschungslabor. Er weiß nicht, was geschehen ist, wo er sich befindet und was der vermeintliche Regierungsbeamte Dr. Wallace Damon (Laurence Fishburne), der ihn scheinbar sinnlosen Tests unterzieht, im Schilde führt. Sollte Nick tatsächlich mit Aliens in Berührung gekommen sein?

Rätsel und Stilbrüche kennzeichnen The Signal, mit dem Eubank nach Love bereits seinen zweiten Low-Budget-SciFi-Film vorlegt. Offensichtlich würde er nicht Nein sagen, sollte ihn demnächst der Blockbusterruf aus Hollywood ereilen, denn seine Regiearbeit wirkt streckenweise wie ein Bewerbungsschreiben fürs nächste Superheldengetöse. Zweifelsohne erweist er sich als talentierter Handwerker, der sich in der Genrehistorie auskennt und mit geringen Mitteln Spannung, Atmosphäre und – gegen Ende – spektakuläre Effekte zu erzeugen weiß. Allerdings werden ihm die großen Studios einen besseren Autor zur Seite stellen müssen, denn bislang mangelt es Eubank noch am Storygeschick. Weder gelingt es ihm, Interesse für seine Figuren zu wecken – sie wirken blutleer und taumeln ziellos durchs Geschehen. Noch versteht er sich auf die Balance zwischen Andeutung und Auflösung – selten hat sich ein Film dieses Kalibers so sehr geweigert, seinen Zuschauern auch nur ansatzweise zu erklären, was um Himmels Willen eigentlich vor sich geht.

Wir dürfen allenfalls darüber spekulieren, welche Richtung The Signal nach der jeweils nächsten Volte einschlagen wird. Ist der Held verrückt geworden? Leidet er an Halluzinationen? Ist er das Opfer einer gigantischen Manipulation? Und wenn ja: durch wen und, vor allem, warum? Eubank beantwortet nicht alle diese Fragen. Vielmehr windet er sich mit kaum ernstzunehmenden Twists aus der Verantwortung. Er ist bereit, für einen visuellen Zauber jede Logik zu opfern.

Meinung zum Thema

Kommentare

Das ist auch gut so. Ob aus Faulheit oder künstlerischer Intuition: das Drehbuch vermeidet damit die so oft anzutreffende lächerliche Verquickung von Logik und Spekulation, etwa die leichte Nachvollziehbarkeit bei der Bedienung von Wurmlöchern, der Zielsetzung der Außerirdischen, etc.. "The Signal" irritiert den Betrachter in sehr kreativer Weise; 'kreativ' so verstanden, dass der Film beim Betrachter den Prozess echter Reflexion auslöst, indem er ihm jeden "logischen" Boden unter den Füßen wegzieht, wobei er ihn zunächst in der Sicherheit seiner gewohnten Wahrnehmung und Emotionalität wiegt (auch dem Filmgenre gegenüber), um in den letzten fünf Minuten Räume aufzustoßen, die so in etwa alle Aspekte der menschlichen Existenz ohne jeden Rückhalt als wunderbar und/oder diskutabel erscheinen lassen.
Selten hat "Weniger ist oft mehr" ein so gutes Resultat erzielt.

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