Kritik zu Jack Reacher

© Paramount Pictures

Im ersten Filmauftritt der 1997 von Lee Child erdachten Romanfigur eines Überhelden steht Tom Cruise in der Titelrolle einem von Werner – »Vörner« – Herzog gespielten Bösewicht gegenüber

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2 (Stimmen: 1)

In den Akten findet sich nichts über ihn, er hat weder eine Adresse, noch ist er per E-Mail oder Handy zu erreichen: Jack Reacher ist der geheimnisvolle Fremde, der aus dem Nichts auftaucht, um der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen. Das ist zunächst einmal eine Zuschreibung, Tom Cruise braucht hier nicht am höchsten Gebäude der Welt hinaufzukraxeln wie bei seinem letzten Filmauftritt, er besitzt immer noch genügend lässiges Charisma, dass man ihm auch so sofort glaubt, wenn er einem jungen Burschen, der ihn herausfordert, ganz sachlich erklärt, wie der Kampf zwischen ihnen ablaufen würde und dass er jetzt noch die Chance hätte, es sich anders zu überlegen.

»Holt Jack Reacher!« Das sind die Worte eines Mannes, der beschuldigt wird, als Heckenschütze fünf Menschen getötet zu haben. Jack Reacher ist allerdings nicht dessen Freund, sondern ermittelte gegen ihn, nachdem James Barr im Irak mehrere Männer erschoss. Doch da die Dreck am Stecken hatten, ließ man Barr schließlich laufen. Nur zu gerne würde Reacher ihn jetzt der gerechten Strafe zuführen, muss jedoch ziemlich schnell erkennen, dass Barr diesmal tatsächlich unschuldig ist, ein Sündenbock, so wie der scheinbare Amoklauf vertuschen sollte, dass es nur um eine der fünf Personen ging. Da bekommt der Film zeitweise die Züge eines klassischen Politthrillers, bei dem Reacher und die Anwältin Helen Rodin (Rosamund Pike) in ein Wespennest stoßen. Für sie ist das zudem eine Familienangelegenheit: Sollte etwa ihr Vater, der einflussreiche Bezirksstaatsanwalt, sein Insiderwissen an die Gegenseite weitergegeben haben?

Clash of the Titans: In einer Szene des Films läuft im Fernsehen William Wylers »The Big Country«, jener Überwestern, in dem zwei starrsinnige alte Männer eine Familienfehde bis zum Tod ausfechten. Das passt zu den Antagonisten von »Jack Reacher«. Tom Cruise sieht man zuerst von hinten: mit federnd-energischem Schritt bewegt er sich durch den Raum – ein Starauftritt. Aber für so manchen Zuschauer dürfte der wahre Star des Films Cruises Antagonist sein – denn der wird verkörpert von dem Filmemacher Werner Herzog. Man hört seine charakteristische Stimme in ihrer betont langsamen Sprechweise (mit schwerem Akzent) noch bevor man ihn sieht. Diese Stimme verlieh bereits einer Episodenfigur bei den »Simpsons« akustisches Profil, auch in Independentfilmen (u. a. von Harmony Korine) und einer Fake-Doku trat er auf und spielte so lustvoll mit seinem Image, wie es zuvor Alfred Hitchcock und Otto Preminger praktiziert hatten. Jetzt ist er damit im Herzen von Hollywood angekommen – vermutlich ist Christopher McQuarrie einfach ein Herzog-Fan. Jedenfalls umgibt Herzog seine Figur namens »The Zec«, über die man nur erfährt, dass sie lange Zeit in einem russischen Gefangenenlager zugebracht hat, mit einer geheimnisvoll-bedrohlichen Aura und macht sie damit zu einem adäquaten Gegenspieler des Titelhelden, der ebenfalls als Phantom eingeführt wird. Das macht aus diesem soliden, aber nicht sonderlich originellen Genrefilm dann doch etwas Besonderes.

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