Kritik zu Die treibende Kraft
Im Zentrum des Dokumentarfilms von Klaus Peter Karger steht Angelika Nain, die in ihrem Werk künstlerische Arbeit mit politischem Engagement verbindet
Was treibt Künstlerinnen und Künstler an, unabhängig vom kommerziellen Erfolg und ohne öffentliche Anerkennung über die lokale Szene hinaus ihrer Berufung zu folgen? Ein Thema auch für den Filmemacher Klaus Peter Karger, der seine Arbeiten frei finanziert, mit eigenem Equipment arbeitet und alle gestalterischen und technischen Fragen autonom entscheidet.
Diese Autonomie ist auch die treibende Kraft der vielseitigen Kehler Künstlerin Angelika Nain (Jahrgang 1956), der Karger nach 20 Jahren einen zweiten Dokumentarfilm widmet. An ihrer sozialen Situation, wie der Tausender anderer Kulturschaffender, hat sich seitdem wenig geändert. Deren durchschnittliches Jahreseinkommen habe 2024 bei 17 000 Euro gelegen, die aber primär aus Nebenjobs stammen. Nain arbeitete im Pflegedienst und gab Kunstkurse. Karger blendet immer wieder Szenen aus dem ersten Film ein und zeigt die Entwicklung der Künstlerin, die damals das Studium für Grafikdesign und Bildende Kunst in Freiburg abgeschlossen hatte. Eine Reise nach Gambia gab ihrer Entwicklung neue Impulse. Schon vor 2015 engagierte sie sich mit ihrem Partner in der Flüchtlingshilfe. Auf einem Rettungsschiff waren sie auf dem Mittelmeer an der Seenotrettung beteiligt.
Wie diese Erfahrungen sich in ihrem Werk niederschlagen, macht Karger an vielen Arbeiten deutlich. Dominierten auf der ersten Reise nach Gambia noch Landschaften ihre Kreidezeichnungen, rückten durch den Kontakt mit den Geflüchteten Porträts ins Zentrum, die, so Nain, nur durch »innere Verbindung« zu den Porträtierten entstehen konnten. Die künstlerische Tätigkeit ist work in progress. Meist weiß sie zu Beginn eines Projekts nicht, wohin der Weg führen wird. Der Film, dessen Zielrichtung sich laut Karger ebenfalls erst im Verlauf der Arbeit ergeben habe, vermittelt dabei Eindrücke vom Entstehungsprozess der Werke. Nain hat in ihrer rastlosen kreativen Tätigkeit und ihrem politischen Engagement Erfüllung gefunden. »Wenn sie künstlerisch arbeitet, ist sie ein glücklicher Mensch«, sagt ihr Partner.
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