Kritik zu Die Insel der Zitronenblüten

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In dieser Bestsellerverfilmung kehrt eine Ärztin aus Afrika auf ihre Heimatinsel Mallorca zurück, um eine merkwürdige Erbschaft anzutreten und mit der familiären Vergangenheit ins Reine zu kommen

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Gerade hat Marina, Gynäkologin in einer NGO im Senegal, ein Baby gerettet, jedoch nicht die Mutter, die bei der Geburt des Kindes stirbt. Noch erschüttert von dieser Tragödie, ereilt sie ein Anruf aus der alten Heimat. Ihre Schwester Anna bittet sie um ihre Rückkehr nach Mallorca, um eine merkwürdige Erbschaft zu regeln. Eine gewisse Lola hat den Schwestern ihre Bäckerei vermacht, und Marina versucht herauszufinden, was es damit auf sich hat. Doch Catalina, die Angestellte der Bäckerei, die mit Lola befreundet war, weist ihre Fragen schroff zurück. Anna steckt derweil in einer Ehekrise und bekommt obendrein eine schlimme medizinische Diagnose. So zögert Marina ihre Rückkehr nach Afrika immer weiter hinaus, hilft Catalina beim Brotbacken und kümmert sich um die Schwester und deren Tochter. Außerdem trägt sie eine Sehnsucht im Herzen, die sie zu einem radikalen Schritt bewegt. Doch ob ihr viel jüngerer Freund bei ihrem Plan mitzieht?

Schon von der ersten Szene an, in der ein schwarzes Baby geboren wird, trägt dieses Drama den Stempel »Schicksal« mit Ausrufezeichen. Dass die Ereignisse viel weniger berühren als erhofft, hängt einmal mit der uninspirierten Regie zusammen, die bemerkenswerte Aspekte weitgehend ausdruckslos vermittelt, etwa wenn sich Marina und ihre Schwester nach 14 Jahren ohne Kontakt unspektakulär begrüßen. Und dann sind die sukzessiven Enthüllungen oft logisch schwer nachvollziehbar. Wie glaubhaft ist es etwa, dass sich Schwestern, die sich laut schreiend ihre Liebe versichern, in dieser langen Zeit der Trennung nicht einmal telefonisch ausgesprochen haben? Dass Anna, die scheinbar seit jeher unter ihrem machohaften Gatten leidet, nach einem Streit Marinas mit diesem jahrelang den Kontakt zur Schwester abbrach? Ganz zu schweigen von Lolas schlussendlich aufgedecktem Geheimnis, dessen Ursprungsgeschichte und weitere Verschlingungen in der filmischen Darstellung wenig schlüssig gemacht werden.

Der Film basiert auf einem voluminösen Romanbestseller von Cristina Campos, in dem Marinas familiäre Odyssee im pittoresken Detail und in mehreren Zeitebenen geschildert wird. Die Kinoadaption aber wird der Dichte des Romans nicht gerecht und kommt wie eine fahrige Soap daher. Die vergangenen und gegenwärtigen Verstrickungen von Marina und ihren Angehörigen sollen zwar mit dick aufgetragenen »female empowerment«-Szenen Schwung bekommen. Backen, Mutterschaft, Schwesternschaft, Identität, Frauensolidarität, Tod – ständig werden potenziell interessante und hochemotionale Themen ins Feld geführt, nur um dann, inszeniert im Stil eines faden Fernsehfilms, ihres Gewichts verlustig zu gehen. Wie gehabt wird auch in diesem Drama versucht, mit schönen Bildern über den gedrechselten Plot hinwegzutrösten, was mit stimmungsvollen Mallorca-Ansichten – gedreht wurde unter anderem in Valldemossa – einigermaßen gelingt. Auch den Schauspielerinnen, besonders Hauptdarstellerin Elia Galera, schaffen es, ihren papierdünnen Charakteren Leben einzuhauchen.  

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