Kritik zu Akiko – Der fliegende Affe
Der zweite Kinderfilm von Veit Helmer: Wie ein junger Affe seine Familie aus dem Zoo rettet
Das Werk von Veit Helmer ist voll von irrwitzigen Einfällen, Kuriositäten, Slapstick und auch immer einer gehörigen Portion Poesie. Das fängt schon bei seinen frühen Kurzfilmen wie etwa »Surprise!« (1995) an, der eine fantastische Aufweckapparatur vorführt, und reicht bis zu seinem letzten Film »Gondola« (2023), der eine magische Liebesgeschichte zwischen zwei Gondelschaffnerinnen erzählt – ganz ohne jeden Dialog, nur in Bildern und Gesten.
Die Filme von Veit Helmer sind ungewöhnlich und einzigartig im neuen deutschen Film der letzten Jahrzehnte. Und märchenhafte Züge gehören immer dazu. Auch sein neuester Film ist ein Märchen, eine Geschichte von Selbstermächtigung und Widerstand in einer irgendwie abstrakt wirkenden Welt. Die Wirklichkeit und ihre Gesetze haben bei Helmer noch nie eine große Rolle gespielt, mehr schon die Wirkung des Zufalls oder des Wunders.
Damit beginnt auch »Akiko – Der fliegende Affe«. Akiko ist ein kleiner Affe in einem Minizoo, der auch in diesem geboren wurde und von seinem Großvater erfährt, dass seine Familie im Wald gefangen und in den Zoo verschleppt wurde. Und als dann eines Tages ein Modellflugzeug zufällig in seinem Gehege landet und es der Großvater mit dem Lötkolben repariert, macht sich Akiko auf den Weg, auf eine lange Odyssee durch die Stadt (die unschwer als Berlin zu erkennen ist), bei der ihm ein Adler, ein Waschbär, ein Frettchen und ein Chamäleon helfen.
Ein Affe mit Lötkolben? Dass die Affenfamilie (außer dem »echten« Akiko, dessen Mundbewegungen digital erzeugt wurden) aus Menschen in Affenkostümen besteht – daraus macht der Film keinen Hehl. Aber echt war der »Man Ape« in Kubricks »2001« auch nicht. Und um Naturalismus schert sich der Film mit seinen Autos aus den Achtzigern, den schönen grünen Telefonen aus dieser Zeit und dem Mikrozoo (der wahrscheinlich den Beschränkungen des Budgets geschuldet ist) überhaupt nicht. »Akiko – Der fliegende Affe« kommt als Lehrstück daher, mit eingestreuten Couplets und Schauspielern, die sichtlich Spaß an ihren Chargenrollen haben: Meret Becker als Zoodirektorin, Heike Makatsch als Polizeichefin und Benno Fürmann als Tierpfleger.
Veit Helmers zweiter Kinderfilm (nach »Quatsch und die Nasenbärbande«, 2014) punktet mit seinen Ideen, etwa den Behausungen der in der Stadt lebenden Tiere, einem Glascontainer und einem Briefkasten – und einem Glockenspiel aus Fahrradklingeln in einem Spielzeuggeschäft. Man kann aber auch viel gegen ihn einwenden. Etwa die doch etwas platte und naive Botschaft am Ende. Die von Schauspielern verkörperten Affen, die einem auf Dauer wie Schultheater vorkommen. Oder die Albernheit, die nicht immer wohldosiert eingesetzt wird. Man kann auch darüber spekulieren, ob die Losgelöstheit des Films, seine klamottenhaften Momente und seine Gesangseinlagen gerade für kleinere Kinder verständlich sind. Aber ein großer Klamauk ist der Film in jedem Fall.
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