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2015
Original-Titel: 
Mülheim Texas – Helge Schneider hier und dort
Filmstart in Deutschland: 
23.04.2015
L: 
89 Min
FSK: 
Ohne Angabe

Wie porträtiert man den Künstler Helge Schneider in einem Dokumentarfilm? Diese Frage beantwortet Andrea Roggon, freiwillig oder unfreiwillig, in ihrem Film

Bewertung: 3
Leserbewertung
2.5
2.5 (Stimmen: 2)

»Ich rebelliere gegen den Irrsinn der Normalität«, das ist einer der Sätze, die man von Helge Schneider in diesem Film zu hören bekommt, und man ist keinesfalls überrascht. Darin liegt das Kernproblem von Mülheim – Texas. Helge Schneider hier und dort, alles ist so wohlbekannt, so geradeheraus nachvollziehbar und so wenig erstaunlich. Die Highlights des Films sind die Highlights im Werk Helge Schneiders, alles andere, die Interviews, die Beobachtungen hinter den Kulissen, wirken wie die fade Wirklichkeit neben der funkelnden Fantasie. Helge Schneider lässt sich nicht gern in die Karten gucken.

Und doch hat Andrea Roggon etwas geschaffen, was sich anzusehen lohnt. Gegen die Chronologie hat sie die wichtigen Etappen aus Schneiders Karriere collagiert, die Anfänge im grünen Anzug mit roten Haaren und Gitarre in der Mülheimer Fußgängerzone, das Agieren aus der Position des Außenseiters, die wilde Zeit als Schauspieler in Johnny Flash von Werner Nekes und schließlich die eigenen Spielfilme, die neben dem Bühnenprogramm entstanden. Man muss sich etwas auskennen in Schneiders Werk, um den einzelnen Ausschnitten folgen zu können, aber dann findet man amüsante Spuren in der Chronik der Ruhrgebietskultur.

Man trifft einen Helge Schneider, der offenbart, dass auch der Unsinn wohlgeprobt sein will, dass er als Musiker hohe Ansprüche hat. Selbst wenn er das Ergebnis dem Zufall überlässt, weiß er ganz genau, was er tut. Er spielt Klavier, Trompete, Saxofon, Schlagzeug, Bass, Congas, Gitarre, Akkordeon und Xylofon und das nicht nur laienhaft, sondern mit Bühnenreife. Er liebt die strengen Richtlinien, damit er selbstbewusst ausbrechen kann. Und das immer wieder. All das zeigt Andrea Roggon. Wir sind von Helges Charme und seiner Liebe zum Unsinn überwältigt. Doch was wirklich in diesem Menschen steckt, erfahren wir nicht. »Geheimnisse sind wichtig«, sagt Helge Schneider und grinst. In diesem Dilemma, zwischen Offenbaren und Verschweigen, geht Andrea Roggon allerdings einen schwierigen Weg. Sie nimmt, was immer sie an Ausschnitten finden kann, und dreht ein Porträt mit Rückblicken. Sie begleitet Helge Schneider in sein Arbeitszimmer, beim Hundespaziergang und beim Paddeln auf der Ruhr und hört ihm zu. Dass sie manchmal ihre Fragen drin lässt, ist ein Fehler, über den man noch hinwegsehen kann. Doch in kaum einem Dokumentarfilm vermisst man den Offtext so wie in diesem. Natürlich ist es die höhere Kunst, sich mit Worten ganz rauszuhalten und den Protagonisten allein sprechen zu lassen, doch man sollte erkennen, wenn das nicht zum Ziel führt. Aussagen von Weggefährten sind sicher nicht immer die Patentlösung, aber auch die hätten hier geholfen. So wirkt der Film wie ein Flickenteppich ohne Rand. In den einzelnen Szenen steckt so viel mehr, dass man sich vorstellen kann, wie schwierig es war, mit Helge zu einem Kommentar des eigenen Tuns zu kommen. Für dieses Porträt bleibt strukturbildend, was Helge Schneider selbst am Schluss sagt: »Hier haste 'ne tolle Stelle für Deinen blöden Film!«

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