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Mensch oder Maschine, Mensch und Maschine? Drehbuchautor Alex Garlands Regiedebüt ist ein »Psy-fi-Thriller«, der Psychologie mit Science-Fiction mischt

Bewertung: 3
Leserbewertung
3.5
3.5 (Stimmen: 2)

Für künstliche Intelligenz und menschelnde Maschinen interessieren sich Filmemacher seit Fritz Langs Metropolis, doch dieser Tage treibt das Thema sie mehr um denn je. Auf Her und Transcendence im vergangenen Jahr folgt nun Ex Machina, nach Neill Blomkamps Chappie die zweite Robotergeschichte innerhalb weniger Wochen. Es ist das Regiedebüt des Briten Alex Garland, der als Romanautor mit »Der Strand« berühmt wurde und dank der Drehbücher zu Alles, was wir geben mussten und Dredd bereits manche Erfahrung hat mit wissenschaftlich manipulierten Existenzen.

Ausgehend von einem eigenen Skript entwirft er eine Art Kammerspiel für drei Personen, angesiedelt in einem von berauschender Natur umgebenen Hightech-Anwesen. Der junge Programmierer Caleb (Domhnall Gleeson) gewinnt einen Kurztrip in die entlegene Villa seines ­Bosses, dem exzentrischen Internetmogul Nathan (Oscar Isaac). Statt eines Party­wochenendes erwartet ihn allerdings ein Experiment: Caleb soll dessen neueste Erfindung unter die Lupe nehmen – und das mit Bewusstsein, Verstand und einem bezaubernden Gesicht ausgestattete Robotermädchen Ava (Alicia Vikander) dem Turing-Test unterziehen. Unterscheiden sich Denken und Verhalten der Maschine noch von der eines Menschen? Caleb kann sich dem Charme der naiv-flirtenden Ava, die sich zusehends weiblicher gibt, schon bald nicht mehr entziehen. Doch die Frage bleibt, wer hier eigentlich wen testet ...

Auch beim Zuschauer verfehlt die Maschine ihre irritierende Wirkung nicht, was an ihrem Design – teils CGI, teil Prostethic Make-up – ebenso liegt wie an der Präsenz Vikanders. Überhaupt sind die Darsteller das größte Pfund, mit dem Garland in Ex Machina wuchern kann, mehr noch als die Musik (u. a von Portishead-Frontman Geoff Barrow) oder die gelackte Hochglanzoptik zwischen prächtigen Luftaufnahmen und minimalistisch-schicken Interieurs. Doch auch der Spannungsaufbau gelingt ihm in seiner unterkühlten, durch Dialoglastigkeit im Tempo gedrosselten Inszenierung überzeugend. Sogar die Chuzpe, Isaac mit einer fantastisch unerwarteten Tanzszene vorübergehend den ganzen Film aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen, legt er in seinem Erstling an den Tag.

Das Potenzial seiner »Frankenstein meets A. I.«-Geschichte reizt Garland allerdings trotzdem nicht aus. Zu hochtrabend sind die Anspielungen an Wittgenstein, Oppenheimer oder Noam Chomsky, als dass sie sich im Plot zu mehr als Namedropping ausweiten könnten. Zu weit ist das Feld, das zwischen warnender Parabel über drohende Suchmaschinenallmacht oder omnipräsente Überwachung und Faszination des technischen Fortschritts abgesteckt wird. Und dafür, dass Ex Machina letztlich vorgibt, auf der Seite Avas zu stehen, ist es umso bedauerlicher, dass der Film sich weit weniger für die Konstruktion von Weiblichkeit und Gender-Identitäten interessiert als für die Frage, ob Geschlechtsverkehr mit Robotern möglich ist.

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