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Drei Männer fahren nach Irland, wo sie es in rauer Natur und bei viel Guinness ordentlich krachen lassen wollen, aber dann doch vor allem mit eigenen Unfähigkeiten konfrontiert werden
Man fasst es nicht. Solch einen Film sieht man selten. Einen Film, bei dem man sich in jeder zweiten Szene wegdrehen möchte, weil das, was da auf der Leinwand passiert, so peinlich ist. Weil sich da Männer zum Affen machen und sich nicht scheuen, dämlichste Peinlichkeiten von sich zu geben. Weil sie miteinander völlig gedankenlos umgehen und das noch steigern, wenn sie auf Frauen treffen. Kurz: »Happy Hour« ist ein völlig misslungener Film. Oder?
Immer wieder ahnt man, dass es genau das ist, was Regisseur Franz Müller will. Müller hat, bevor er zum Film kam, bei Gerhard Richter Freie Kunst studiert und Kybernetik bei Oswald Wiener. Er hat Experimentalfilme gedreht und ist ganz bewusst gegen Sehgewohnheiten angegangen. Und so kann man diesen Film eben auch verstehen, als absichtsvolle Übertreibung männlichen Verhaltens inner- und außerhalb einer wie auch immer gearteten Paarungszeit.
HC wurde von seiner Frau verlassen. Der erfolgreiche Wolfgang lädt ihn daraufhin in sein Haus nach Irland ein. HC stimmt zu, aber nur wenn ihr gemeinsamer Studienfreund Nic auch mitkommt. Als Katalysator sozusagen, zwischen dem ewig besserwisserischen Wolfgang und dem etwas pummeligen HC, der sich pausenlos entschuldigt und das Wort Nein nur flüstern kann. Nic ist von sich überzeugt, eher einzelgängerisch, sexuell aufgeschlossen und für beide ein Medium der Distanz. Er lässt sich nichts sagen, behält aber auch eigene Ratschläge lieber für sich. Winter in Irland ist für alle drei eine verlockende Vorstellung. Da gibt es Bier und Whiskey, keine Touristen, vor allem aber keine Kinder und Ehefrauen, deren Ansprüche man ohnehin nicht erfüllen will oder kann.
Doch dann treffen die drei im Pub auf drei attraktive Frauen, und alles wird anders. Oder bleibt, wenn man so will, in den vorgeschriebenen Bahnen. Die, die für HC vorgesehen war, verabschiedet sich schnell, Nic schläft in HCs Beisein mit der jüngsten und Wolfgang geht zwar mit der dritten ins Bett, redet dort aber unaufhörlich von sich, ihrem Exehemann und seiner eigenen Tochter. Die Nacht vergeht und der Film knickt ein. Was nun folgt sind Hahnenkämpfe, Besäufnisse, Angelausflüge und weitere peinliche Treffen mit den Frauen, so dass man hofft, er möge noch ein sinnvolles Ende finden und das bitte bald.
Tatsächlich gibt es noch ein paar malerische Szenen von der irischen Landschaft in West-Cork, die auch im regnerischen Winter ihren Reiz hat, dann fliegen Nic und HC nach Hause und Wolfgang bleibt, um sich darüber klarzuwerden, ob er zu seiner Familie zurückkehren will oder lieber zu der selbstbewussten Kat. Damit ist vor allem eines zu Ende: das üble Fremdschämen, ohne das man diesen Film nicht anschauen kann, jene merkwürdigen Banalitäten, die dort fortwährend ausgetauscht werden, die unerträgliche Beziehung zwischen den dreien, die sie schließlich selbst nicht mehr Freundschaft nennen wollen und ihr hilfloses Balzverhalten. Das alles mag realistisch, nachvollziehbar und gewollt sein. Es geht einem aber viel besser ohne diesen Film.