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Gerhard Midding

Am 12. September 1973 hatte Jacques Mesrine, der meistgesuchte Verbrecher Frankreichs, allen Grund, sich zu ärgern. Erwartungsvoll hatte er die Tageszeitungen gekauft, um zu erfahren, was sie wohl über seinen jüngsten Coup schreiben würden. Aber er musste entdecken, dass ihm ein anderer die Titelseiten gestohlen hatte: Augusto Pinochet, der in Chile das linke Allende-Regime mit einem Putsch beendet hatte. "Und kein Wort über mich?" empörte er sich. Was ist schon ein Staatsstreich im fernen Lateinamerika gegen die Eskapaden des Staatsfeindes Nr. 1?

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Im Filmmuseum in München läuft in diesen Tagen eine erstaunliche Reihe an, die das Comeback des Normalformats in Kino feiert. Für Fritz Göttler, der den hellichten, anspielungsreichen, versponnenen und unbedingt lesenswerten Einführungstext fürs Programmheft verfasst hat, verbindet sich diese Renaissance mit der Idee der Transzendenz.

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Wie sich Glasnost auf das sowjetische Kino auswirkte, konnte in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre beinahe unverzüglich auf der Berlinale miterleben. Mit einem Mal reüssierten dort Filme, die aus dem Giftschrank befreit wurden. 1987 gewann „Das Thema“ von Gleb Panfilow, der schon acht Jahre zuvor fertig war, den Goldenen Bären. Im Jahr darauf feierte „Die Kommissarin“ von Alexander Askoldow einen um 20 Jahre verspäteten, enormen Triumph.

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Bradley Coopers »Maestro«, der in wenigen Tage auf dem Lido seine Premiere feiern wird, kommt womöglich ein paar Jahrzehnte zu spät. Zu Beginn dieses Jahrtausends, als eine mächtige Welle von Biopics in den Kinos anbrandete, wurde von Darstellern und Darstellerinnen selbstverständlich erwartet, dass ihr Aussehen und Gebaren täuschende Ähnlichkeit mit ihren realen Vorbildern hatte.

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Heute vor 60 Jahren fand der große Marsch auf Washington statt, der in Martin Luther Kings "I have a dream"-Rede gipfelte. Die Kundgebung wurde per Satellit weltweit im Fernsehen übertragen; bis zum Mittag war die Zahl der Demonstranten auf eine Viertelmillion angestiegen. An dieser Sternstunde der Bürgerrechtsbewegung nahmen zahlreiche Berühmtheiten aus dem Showgeschäft teil. .

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Der Ort war schon mal klug gewählt: In Lyon, der Wiege des französischen Katholizismus, eine antiklerikal gestimmte Filmzeitschrift herauszugeben, verriet ausgeprägte Kühnheit. Der Zeitpunkt hingegen war verhängnisvoll: 1952, ein Jahr nach der ewigen Konkurrenz.

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Ist es tatsächlich erst ein Jahr her, dass dieser Film bei uns im Kino lief? Mein Gefühl sagte mir, dass ich ihn in friedlichen, unschuldigeren Zeiten gesehen habe. Aber der Krieg verwirrt die Wahrnehmung der Zeit. Wie sich die Trennlinie zwischen Vergangenheit und Gegenwart auflöst, davon erzählt »Onoda – 10000 Nächte im Dschungel«, der heute Abend auf arte läuft und in der Mediathek noch bis zum 29. 8. abrufbar ist.

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Am 15. August begehen die Italiener den Feiertag, der ihnen am liebsten ist. Er markiert einen Wendepunkt des Jahres, an dem die Einheimischen sich in die Sommerfrische verabschieden und die Städte den Touristen überlassen. Schauen Sie sich nur einmal den Anfang von »Verliebt in scharfe Kurven« an, dann sehen Sie, wie menschenleer Rom sein kann.

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Ihr Werk schillert so sehr zwischen beiden Kategorien, dass man fast glauben möchte, Regina Schilling löse mühelos den Gegensatz zwischen Dokumentarfilm und Dokumentation auf. In Deutschland müsste man ihn eigentlich gar nicht aufmachen - es entsteht eh alles hybrid und hängt am Fernsehen. Aber ihr Schaffen verlangt nach Distinktion.

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Nicht wenige Kommentatoren, die zurückblicken auf den Streik von 1960, um den aktuellen besser zu verstehen, sind überrascht von dem moderaten Tonfall, der seinerzeit zwischen den Streitenden herrschte. Während heute heftige, auch persönliche Angriffe auf die Gegenpartei an der Tagesordnung sind, ging es damals ziviler zu.