Von Oma gefördert

Perspektive Deutsches Kino: »Rückenwind von vorn«
»Rückenwind von vorn« (2018). © UCM.ONE/Von Oma gefördert

Sie war wie gewohnt deutlich dünner besucht als die Pressevorstellungen von Panorama/Forum/Wettbewerb. Dabei hat die Perspektive Jahr um Jahr mitunter sehr schönes Kino zu bieten – und »Rückenwind von vorn« gehört klar dazu!

»Wann kommt denn da mal was?« Die Frage passt Charlie (Victoria Schulz) überhaupt nicht. Generell passt da was in ihrem Leben nicht. Zwei Jahre ist sie jetzt im Beruf als Lehrerin und irgendwie hat sie sich das alles anders, spannender vorgestellt. Wenn sie jetzt noch dem Willen ihres Freundes Marco (Aleksandar Radenković) folgt und bei der aktiven Familienplanung mit einsteigt, dann ist alles vorbei. Kein Spontantrip nach Südkorea zur besten Freundin, keine Partys, kein Alkohol, keine Freu(n)de mehr. Charlie beschließt gegen den Alltag anzukämpfen und ihr Arbeitskollege Gerry (wunderbar sympathisch: Daniel Zillmann) ist da genau der Richtige für.

Am Beziehungsanfang war das alles so leicht, spontan und spannend. Der Film vermittelt dieses Gefühl über nachdenkliche Gesichter, unterlegt mit Audio-Rückblicken. Ein gewagtes Mittel das nicht zuletzt durch das Schauspielpaar funktioniert. In den knappen 77 Minuten wird Großes thematisiert. Da geht es in Charlies Leben um eben jene Beziehungsprobleme, um das ja/nein zu eigenen Kindern, die Akzeptanz der Ereignislosigkeit, die Konsequenzen des Erwachsenseins und die kranke Oma. Echte Themen mit denen man sich als Endzwanziger/Mitdreißiger identifizieren kann/muss und die durch eine relativ freie Spielweise mit Impro-Spielraum nach dem »Sehr Gute Filme«-Manifest gelungen und authentisch transportiert werden.

Schlüsselmomente wie die parallel montierte Krankheitsdiagnose der Oma mit dem Beziehungsende des überfälligen Paares und die herzzerreißenden Szenen von Charlie und ihrer Großmutter (»So ne Oma Lissi, die braucht man«) machen den Film zu einer klaren Empfehlung. Dieser junge deutsche Film sprüht vor Energie, Wille und Mut. Bereits am 15. März kommt er, wie schon Eichholtz' Vorgänger »Liebe mich!« und »Luca tanzt leise«, im Verleih von UCM.ONE / Darling Berlin in die deutschen Kinos. Die beiden Werke fanden traurigerweise weniger in der deutschen Kinolandschaft und mehr in der späteren Auswertung durch den Streaminganbieter Netflix Beachtung. Und so heißt es dann vielleicht für einen Großteil der Zuschauer auch diesmal wieder: Das könnte Dir auch gefallen: »Rückenwind von vorn«

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