Auf ein Neues

Ich vermisse sie nicht. Beim letzten Mal lag sie falsch; auch, was ihren Zeitpunkt anging. Das Versprechen, sich zu erneuern, löste sie nicht recht ein. In diesem Jahr tüftelt sie herum, aktuell an einer Art von Verschwinden. Warum sollte sie weniger ratlos sein als alle anderen? Heute hätte sie beginnen sollen. Ich hatte es schon vergessen. Wir sind es momentan gewohnt, in Geisterstädten zu leben. Unsere Phantasie ist beschäftigt mit dem Danach. Im nächsten Jahr wird die Berlinale richtig gut.

So war es heute morgen. Jetzt, nachdem ich die Liste der angekündigten Wettbewerbsfilme gelesen habe, schäme ich mich ein wenig für meine blasierte Abkehr vom Jetzt. Zurücknehmen werde ich nichts davon, natürlich nicht. Aber ich spüre den Stachel im Fleisch: die ausgeschlagenen Schaulust. In der Papierform klingt das nämlich wirklich verlockend: Céline Sciamma, Xavier Beauvois, Bence Fliegauf, Radu Jude sowie ein Dokumentarfilm von Pietro Marcello im Special; den unermüdlichen Hong Sang-soo näme man gerne in Kauf, wenn sich beispielsweise Maria Speth wieder im Kino zurückmeldet. Nun ja, vorerst nicht wirklich dort. Das ist das Problem: Festivalstimmung kommt unter diesen Bedingungen nicht auf. Eher ein digitales Bedauern.

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