ZDF-Mediathek: »The Tourist« Staffel 2

»The Tourist« (Staffel 2, 2024). © ZDF/Steffan Hill

© ZDF/Steffan Hill

Drangsale eines Iren

Elliot Stanley (Jamie Dornan) ist ein notorischer Pechvogel. Und zugleich ein Stehaufmännchen. Ansonsten hätte es keine zweite Staffel der Thriller-Drama-Action-Serie »The Tourist« geben können. In der ersten wurde unser Mann in der australischen Wüste von einem Lkw von der Straße katapultiert und erwachte später im Hospital ohne Erinnerung. Bald wurde er gewahr, dass er sich ehedem irgendwo sehr unbeliebt gemacht hatte. Er entging knapp einem Bombenanschlag, und ihm machte ein hartnäckiger Auftragsmörder zu schaffen, kraftstrotzend verkörpert von Ólafur Darri Ólafsson.

Treu an seiner Seite stand die Polizeianwärterin Helen Chambers. Die beiden verliebten sich und sind zu Beginn von Staffel 2 auf Europareise. Während Elliots Koma traf ein Brief ein, dessen Verfasser ihm eine irische Herkunft nachsagt. Das Paar begibt sich auf der grünen Insel auf Spurensuche. Ehe er sich’s versieht, wird Elliot in einen Lieferwagen geworfen, stürzt aus einem fahrenden Auto, purzelt einen Hügel hinunter, erntet Prügel. Helen macht sich auf die Suche, unterstützt von einem örtlichen Polizisten, der allerdings eine schwere Störung verbirgt, woraufhin nun wiederum Helen in Not gerät.

»The Tourist« stammt von Jack und Harry Williams, die eine ganze Reihe bemerkenswerter Serien geschaffen und mit ihrer Produktionsfirma Two Brothers Pictures auch Fremdmaterial wie die Serie »Fleabag« auf den Weg gebracht haben. Gern beginnen die Brüder ihre Geschichten damit, eine mehr oder minder solide lebende Figur abrupt aus der Bahn zu kegeln. Elliot und Helen würden gern so ein braves Leben führen, aber es ist ihnen nicht vergönnt. Zeitweise scheint es so, aber ihre Schöpfer haben offensichtlich noch einiges mit den beiden vor.

Die Williams-Brüder gehen bei dieser irischen Familiensaga in die Vollen, bauen transparent in die Dialoge ein, was ihnen beim Schreiben durch den Kopf ging: Romeo und Julia, Hamlet, John Denver... Ausgelöst wird die mörderische Fehde durch einen Gegenstand vom Stamme MacGuffin, dessen überraschende Gestalt erst im westernartigen Finale enthüllt wird.

An Ideen im Spektrum zwischen bewegend und bizarr hat es wahrlich keinen Mangel. Mitunter wirkt diese Fülle allerdings gewollt. Kaum aber droht Überdruss, zielen die beiden durchtriebenen Dramaturgen auf die Affekte des Publikums und fangen es mit einer Mitleid weckenden Wendung aus dem Bereich der verworrenen verwandtschaftlichen Verhältnisse flugs wieder ein.

Lange ließe sich über die Unterschiede zu verwandten US-Produktionen sinnieren. So entspricht Danielle Macdonald, die Darstellerin der Helen, nicht dem von Hollywood diktierten Körperideal. Es schadet der Serie nicht im Geringsten. Im Gegenteil.

Bleibt zu bemängeln, dass das Handeln der Figuren oftmals dem gewünschten Effekt zu folgen hat. Wird Elliot von einem Fahrzeug verfolgt, rennt er aufs freie Feld, statt in unwegsames Gelände auszuweichen. Das sollte er nach den Erlebnissen aus der ersten Staffel mittlerweile besser wissen. 

OV-Trailer

Meinung zum Thema

Kommentare

Wie beschrieben, etwas viel rein gepackt. Und oft die offenbar weltweit gültigen "Film Gesetz Klischees" bei Krimis und Thrillern: wenn einer wie Elliot zu Fuß vor einem Auto flüchtet , bleibt er natürlich immer auf der Fahrbahn bis er erwischt wird...seitlich in den Wald oder Böschung zu laufen wäre logisch, aber offenbar nicht im Film.

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