DVD-Tipp: »Fallada – Letztes Kapitel« (1988)

»Fallada – Letztes Kapitel« (1988). © DEFA Stiftung / Wolfgang Ebert

© DEFA Stiftung / Wolfgang Ebert

Labiler Künstler

Lange musste Regisseur Roland Gräf bei der DEFA um seinen Fallada-Film kämpfen. Gerade, weil er sich das »letzte Kapitel« im Leben des Schriftstellers zwischen 1937 und 1947 ausgesucht hatte. Einigen Bremsern bei der DEFA war vor allem Falladas Zeit zwischen 1945 und 1947 politisch nicht eindeutig genug, und man störte sich an der Darstellung des Privatlebens des labilen Dichters. 

Die Handlung setzt in Carwitz ein, dem Dorf in der Nähe von Feldberg, wo Fallada mit Anna Ditzen und den gemeinsamen Kindern lebte. Es winkt ein großer Auftrag von der UFA. Man würde es dort gerne sehen, dass der populäre Autor einen patriotischen Film für Emil Jannings schreibt. 

Roland Gräf konzentriert sich mit seiner Drehbuchautorin Helga Schütz auf einen labilen Suchtmenschen, der große schöpferische Momente hat, meistens jedoch unter Schreibblockaden leidet, bereitwillig ­Affären eingeht und sich Tabletten, Alkohol und Morphin hingibt. Die innere Zerrissenheit spielt Jörg Gudzuhn eindringlich intensiv, wenn auch manchmal von der Regie zu ungebremst. 

Und so ist »Fallada – Letztes Kapitel« einer der letzten aufwendigen DEFA-Filme mit Stärken und Schwächen. Auf der Habenseite findet man neben Gudzuhn überzeugende Schauspielerinnen wie Jutta Wachowiak als seine damalige Frau Anna, Corinna Harfouch als intrigante Sekretärin, Katrin Sass als Morphinistin und letzte Frau Falladas und Ulrike Krumbiegel als Dienstmädchen und Geliebte. Ein Plus sind außerdem die gut komponierten Bildern von Roland Dressel. 

Zu den Schwächen gehören eine gewisse Steifheit in den (nachsynchronisierten) Dialogen und die leicht betuliche, zu konventionelle Erzählweise, die sich vor allem in der Unentschiedenheit der Liebes- und Sexszenen offenbart. Dennoch bleibt dieser Prestigefilm der DEFA immer sehenswert, vor allem in der ambivalenten Darstellung eines Künstlers und Mannes, der sein Leben nie richtig in den Griff bekam und bereits mit 53 Jahren viel zu früh starb.



VÖ: 28. Mai 2021
DDR 1988 R: Roland Gräf. Anbieter: Icestorm (film:werke)

Bestellmöglichkeit (DVD)

 

 


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