DVD-Tipp: »Eine sonderbare Liebe«

»Eine sonderbare Liebe« (1984). © DEFA-Stiftung / Michael Jüttersonke

»Eine sonderbare Liebe« (1984). © DEFA-Stiftung / Michael Jüttersonke

DDR-Provinz

Mehr DDR-Provinz geht nicht. In einer Kleinstadt mit einem Großkombinat treffen zwei ganz konträre Arbeitskollegen bei einer Betriebsfeier aufeinander. Sibylle leitet die Großküche, ist bei ihren Kolleginnen unbeliebt, erhält jedoch von der Betriebsleitung jedes Jahr eine Auszeichnung. Harald ist Reparaturschlosser und Witwer zweier Söhne, von denen der eine bei der Armee ist und der sehr viel Jüngere öfter einmal krank. Dann lässt sich Harald zum Unmut seines Chefs krankschreiben. Als Sibylle auf der Feier mit einem verheirateten, feigen Arbeitskollegen eine Affäre beendet und einsam an der Bar steht, spendiert ihr Harald eine Flasche Whiskey. Es ist der Beginn einer ungleichen Liaison, denn Sibylle kündigt ihren Job, zieht bei dem alleinerziehenden Vater ein und versucht dessen Leben völlig umzukrempeln. Der eher lethargische Harald findet dann jedoch zu viel Veränderung auch nicht gut. Das ist vor allem von Jörg Gudzuhn und Christine Schorn gut gespielt, wenn auch von der Figurenzeichnung nicht immer überzeugend. 

Regisseur Lothar Warneke (1936-2005) gehörte zu den DDR-Regisseuren, die bei der DEFA regelmäßig Filme drehten und nach der Wende künstlerisch ins Abseits gerieten. Seine beiden erfolgreichsten Filme waren »Die Beunruhigung« (1981) und der Versöhnungsfilm zwischen Kirche und Partei »Einer trage des Anderen Last« (1987). Zu den ganz großen DEFA-Regisseuren wie Konrad Wolf, Frank Beyer oder Heiner Carow gehörte Warneke mit seinen angenehmen, humanistischen Filmen nie, dennoch sieht man einen nicht durchgängig überzeugenden Film wie »Eine sonderbare Liebe« über 35 Jahre nach seiner Entstehung heute anders. Warneke und vor allem sein Kameramann Thomas Plenert (der über 20 Jahre lang die Filme von Volker Koepp fotografierte) gelingen vor allem in der Fabrik oder bei den feucht-fröhlichen Feiern fein beobachtete Miniaturen des offiziellen und privaten DDR-Alltags. Hauptdarsteller Jörg Gudzuhn sagt dazu treffend im Bonusmaterial: Der Film sei nicht spektakulär, aber schon ganz gut und das »Dokument einer nicht mehr existierenden Zeit«.

 

Eine sonderbare Liebe. DDR 1984. R: Lothar Warneke. Da: Christine Schorn, Jörg Gudzuhn, Christa Lehmann, Annemone Haase. Anbieter: Icestorm.

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