Apple TV+: »Lisey's Story«

»Liseys Story« (Miniserie, 2021). © Apple TV+

»Liseys Story« (Miniserie, 2021). © Apple TV+

Liebe, Literatur und Horror

Hochkarätiger als die Serie »Lisey's Story« kommt diesen Sommer wohl keine andere Show daher, rein wenn man das Kaliber aller Beteiligten betrachtet. Stephen King persönlich hat im Alleingang – für ihn keine Selbstverständlichkeit – seinen eigenen, in Deutschland »Love« betitelten Roman adaptiert, die Regie bei sämtlichen acht Episoden übernahm der chilenische Oscargewinner Pablo Larraín, und für die Bilder zeichnet Kameramann Darius Khondji verantwortlich. Und damit sind wir noch nicht einmal bei der Besetzung angekommen.

Julianne Moore – genau wie King, aber auch J. J. Abrams an der Produktion der Serie beteiligt – spielt die Titelrolle: Lisey Landon ist die Witwe des berühmten Schriftstellers Scott Landon (Clive Owen), dessen Tod zwar ein paar Jahre her, aber doch frisch genug ist, um längst noch nicht verarbeitet zu sein. Selbst mit seinen Hinterlassenschaften hat sich Lisey bislang nicht beschäftigt, weswegen ihr wiederholt Professor Dashmiel (Ron Cephas Jones) mehr als nur in den Ohren liegt, der in den unveröffentlichten Manuskripten nicht nur einen akademischen Schatz wittert. Ein wiederholter Nervenzusammenbruch ihrer älteren Schwester Amanda (Joan Allen) sowie das Auftauchen eines besessenen Fans (Dane DeHaan), für den Lisey die Yoko Ono zu Scotts John Lennon ist, sorgen schließlich dafür, dass sie von immer mehr Visionen und Erinnerungen heimgesucht wird, die sie dazu nötigen, sich doch endlich mit ihrer Vergangenheit und ihrem Verlust auseinanderzusetzen.

Wer mit Kings Romanvorlage nicht vertraut ist, dürfte mindestens zu Beginn von »Lisey's Story« ein wenig überfordert sein. So unvermittelt setzt die Handlung ein, so komplex schieben sich hier verschiedene Zeit-, aber auch andere Ebenen ineinander, und so nahtlos verschwimmen Trauerarbeit, Familiendrama, Psychororror und Mystery-Elemente miteinander, dass man eine Weile braucht, bis man sich sortiert hat. Besonders im Vorteil sind obendrein die, die sich auskennen mit Kings Leben und Werk und deswegen nicht nur ahnen, dass hier durchaus persönliche Stalker-Erfahrungen verarbeitet werden, sondern auch allerlei Anspielungen auf verschiedene andere seiner Geschichten und Motive entdecken können.

Auch ohne Vorkenntnisse kommt man allerdings mit der Zeit darauf, worum es hier eigentlich geht, und weiß die Themendichte zu schätzen. Im Spannungsfeld zwischen Verlust- und Traumabewältigung, Ehe-Psychogramm und einer durchaus humorvollen Analyse des Schriftstellerruhms verdichtet sich »Lisey's Story« atmosphärisch immer mehr. Dass die bei King übliche Genrevermengung nicht jedermanns Sache ist, mag sein. Aber selbst dann kann man sich von hervorragenden Schauspielern (zu denen auch Jennifer Jason Leigh gehört), starken Bildern und einem Elektro-Score des britischen Musikers Clark (der schon an Serien wie »Kiri« oder »Rellik« beteiligt war) begeistern lassen.

OV-Trailer

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