Deutsche Big-Budget-Serie: "Babylon Berlin"

Am Vorabend der Machtergreifung
Tom Tykwer bei Dreharbeiten

Netflix hat es vorgemacht. House of Cards wurde zur erfolgreichen Eigenproduktion, die die amerikanische Filmleihplattform berühmt machte. Nun springt auch die private TV-Plattform Sky Deutschland mit öffentlich-rechtlichen Kooperationspartnern auf den Serien-Zug auf

Bei X-Filme hat Sky die TV-Serie Babylon Berlin in Auftrag gegeben, die von der Berliner Produktionsfirma gerade vorbereitet wird. Das Konzept zu dem Großprojekt, das die »Gereon Rath«-Bestsellerreihe von Volker Kutscher adaptiert, wurde von den Regisseuren Tom Tykwer, Hendrik Handloegten und Achim von Borries gemeinsam mit dem Produzenten Stefan Arndt entwickelt.

Sie führen den Zuschauer in das Berlin der 1920er Jahre, wo der Kommissar Gereon Rath im düsteren Untergrund zwischen Drogenszene und Politik ermittelt. 2007 wurde der erste Roman dieser Reihe, "Der nasse Fisch" auf Anhieb ein großer Lesererfolg. In kurzen Abständen folgten die Fortsetzungen "Der stumme Tod", "Goldstein", "Die Akte Vaterland" und zuletzt "Märzgefallene".

Volker Kutscher, der zuvor im beliebten Genre der Regional-Krimis zuhause war, erweiterte sein Repertoire in der neuen Krimi-Reihe durch die Nahaufnahme der deutschen Gesellschaft am Vorabend der Machtergreifung 1933. Und so steigt "Der nasse Fisch" auch sofort ein mit politischen Unruhen, kommunistischen Putschplänen und dem immer besser organisierten und raumgreifenden Nationalsozialismus.

Mittendrin der eigensinnige, zuweilen egoistische Kommissar Gereon Rath, der aus der Provinz in die Metropole Berlin versetzt wurde, um dort unter widrigen Umständen in Mord- und Überfällen zu ermitteln. Widrig, da eine neue Form der Gewalt um sich greift, Morde grausamer werden und nicht selten politisch motiviert sind; da er auch in den eigenen Reihen nicht nur auf Unterstützung hoffen kann und bald erkennen muss, dass politische Loyalitäten entscheidend sind für weiterhin unbehelligte Untersuchungen.

Volker Kutscher hat in der Figur Gereon Rath und den um ihn rankenden Geschichten einen Kunstgriff getan. Das Amalgam aus einem "Hardboiled"-Ermittler Typus á la Sam Spade und der historischen Kulisse, in der er sich bewegt, macht seine Geschichten komplexer, die Fälle noch düsterer und die Nöte der Menschen noch nachvollziehbarer. Dass die Reihe auf die Leinwand muss, steht außer Frage, und auch, dass sie den Rahmen einer TV-Serie braucht, um die feinen Handlungsfäden so gewissenhaft und intelligent zu verweben, wie es Kutscher gelungen ist.

Gedreht werden soll der laut Tykwer "facetten- und figurenreiche Polizeifilm" ab Mitte 2015 und die ersten Folgen sind natürlich zuerst exklusiv auf Sky zu sehen, bevor sie ein Jahr später von den öffentlich-rechtlichen Sendern ausgestrahlt werden.

Meinung zum Thema

Kommentare

Ist es nicht ein Skandal, dass öffentlich rechtliche Mittel hier zur Finanzierung eines Projektes herhalte, das nicht zuletzt ein Werbevehikel für einen Pay-TV-Sender darstellt?

Diese Filmreihe gehört zum Besten, was jemals als TV-Produktion erschaffen wurde. Ein wahres Jahrhundert-Ereignis! Pay-TV ist nur ein Teil derer, die daran verdienen. Künstler_innen, Regisseur_innen, Schauspieler_innen gehören auch dazu. Und die sollen gerne Aufträge erhalten, um immer wieder mal solche großartige Produktionen zu erstellen. Am liebsten natürlich erst mal für das Kino!

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